Beiträge zu Nationalsozialismus

Die Schneiderwerkstatt in Polen, sitzend auf dem Hocker Isaac Rosencof, der Vater von Mauricio Rosencof
2024/35 dschungel Ein Auszug aus dem Roman »Das Schweigen meines Vaters«

Jungle+ Artikel Die Welten des Mauricio Rosencof

In seinem jetzt auf Deutsch bei Assoziation A erscheinenden Roman »Das Schweigen meines Vaters« verbindet Mauricio Rosencof seine Erfahrungen als Gefangener der Militärdiktatur in Urugay mit der Geschichte seiner Familie. Es geht um seine Eltern, die Anfang der dreißiger Jahre vor dem Antisemitismus aus Polen flüchteten, aber auch um die Erinnerung an jene Familienmitglieder, die dort geblieben waren und wenige Jahre später von den Deutschen im Holocaust ermordet wurden.
Schwierige Restitution. Für die Beethoven-Büste wurden rund 200 Erbberechtigte ermittelt
2024/35 dschungel Raub und Restitution - eine Doppelausstellung in Wien beschäftigt sich mit der Verfolgung und Enteignung der Juden

Die Gier der Museen

Von den »Arisierungen« in der NS-Zeit profitierten auch die Sammlungen der Stadt Wien. Die zweiteilige Schau »Raub« erinnert an die Konfiszierung jüdischen Eigentums, die nur der Auftakt für die Entrechtung und Ermordung der Juden war. Die Ausstellung präsentiert sich als filmische Installation an zwei Schauplätzen. Sie beginnt im Jüdischen Museum Wien, das symbolisch für die unzähligen Orte der Beraubung steht. Dort werden die Geschichten der rechtmäßigen Besitzer erzählt und der Abtransport der gestohlenen Objekte gezeigt. Im Museum Wien beobachten die Besucher den Prozess des Auspackens und der Einverleibung in die Städtischen Sammlungen.
Kurt Tallert alias Retrogott
2024/34 dschungel Kurt Tallert rekonstruiert die Verfolgungsgeschichte seines Vaters

Ein Memory für den Vater

Anhand der Spuren, die seine von den Nazis verfolgten Familienmitglieder hinterlassen haben, versucht Kurt Tallert eine Art historischer Familienaufstellung, die ihn immer wieder auf essayistische Abwege führt. Hannah Arendt und Heinrich Heine befeuern seine Gedanken ebenso wie James Baldwin und die Gravediggaz.
Über den Dächern von Kairo. Panoramablick über die ägyptische Hauptstadt, 1955
2024/32 dschungel Wie NS-Verbrecher in Ägypten Unterschlupf suchten

Jungle+ Artikel Nazis am Nil

Von »unseren Nazis in Ägypten« sprach einst Konrad Adenauer. Tatsächlich suchten NS-Schergen nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Zuflucht in dem nordafrikanischen Land, sondern es hielten sich auch deutsche Militärberater in Ägypten auf. Das Land versuchte auch, mit deutscher Unterstützung Raketensysteme zu entwickeln. Die Historikerin Ulrike Becker hat für ihre umfangreiche Studie »Nazis am Nil« die Beziehungen zwischen Ägypten und der Bundesrepublik zwischen 1949 und 1965 untersucht. Dabei legt sie auch ein Augenmerk auf diejenigen, die in Ägypten Unterschlupf suchten, zum Beispiel Mitglieder der 1952 verbotenen, nationalsozialistisch ausgerichteten Sozialistischen Reichspartei.
Margot Friedländer auf dem »Vogue«-Titel (l.), Susanne Siegerts Tiktok-Kanal »keine.erinnerungskultur«
2024/28 Interview Susanne Siegert, Online-Marketing-Managerin und Tiktokerin, im Gespräch über historisch-politische Bildung bei Tiktok

Jungle+ Artikel »Tiktok bietet den großen Vorteil der Freiwilligkeit«

Unter dem Account-Namen »Keine.Erinnerungskultur« klärt die Wahlleipzigerin Susanne Siegert in sozialen Medien über die Shoah auf. Auf Tiktok – wo sie ihre Inhalte mit dem Slogan »Das lernst du in der Schule nicht über Nazi-Verbrechen« bewirbt – folgen ihr knapp 200.000 Menschen, bei Instagram 88.000, einige ihrer Beiträge wurden über eine Million Mal angesehen. Sie plädiert für neue Formen der Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Stadt in Trümmern. Frontispiz von Piranesis »Vedute di Roma«, einer Serie von Radierungen, 1748
2024/26 dschungel Die Vorlesungen von Klaus Heinrich über den italienischen Architekten Piranesi

Provokative Ruinen

Der neueste Band des Werks von Klaus Heinrich erscheint in Form einer Zeitschrift: Die Vorlesungen des Religionswissenschaftlers aus dem Wintersemester 1978/1979 beschäftigen sich mit dem Architekten und Kupferstecher Giovanni Piranesi, den Heinrich durch und durch als Aufklärer versteht.
Patientin im Behindertenpflegeheim des Christophorus-Krankenhauses von Ueckermünde, 1993
2024/26 dschungel Dagmar Herzog zeigt die Vor- und Nachgeschichte der »Euthanasie« im Nationalsozialismus

Der lange Weg

Dagmar Herzog zeigt die Vor- und Nachgeschichte der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Morde auf. In ihrer Studie »Eugenische Phantasmen« gelingt der US-amerikanischen Historikerin eine dichte Zusammenfassung der spezifisch deutschen Diskussion über den Umgang mit behinderten Leben.
Gerda Taro und Robert Capa auf der Terrasse des Café du Dôme, fotografiert von Fred Stein, Paris, 1935/1936
2024/25 dschungel Auszug aus dem bei Hentrich und Hentrich erschienenen Buch über Gerda Taro und Robert Capa in Leipzig

Jungle+ Artikel Freiheit im Fokus

Gerda Taro (1910–1937) und Robert Capa (1913–1954) schufen die moderne Kriegsfotografie und riskierten ihr Leben für Bilder, die die Weltöffentlichkeit sehen sollte. Taro war 1929 mit ihrer jüdischen Familie nach Leipzig gezogen und 1933 nach Paris geflohen, wo sie Robert Capa kennenlernte. Ihre Familie und Leipzig sollte sie nie wiedersehen. Statt Gerda Taro kam Robert Capa zwölf Jahre später in die Messestadt – im April 1945 mit der US-Armee. Auszug aus dem ersten Kapitel des soeben bei Hentrich und Hentrich erschienenen Buchs »Freiheit im Fokus: Gerda Taro und Robert Capa in Leipzig«.
Ehrung der Opfer des NS-Regimes am 13. April 1979 in Dortmund. Am 3. Juli desselben Jahres beschloss der Bundestag, dass Mord künftig nicht mehr verjährt. Es war das Ende einer fast 20jährigen Debatte über die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen
2024/20 dschungel Die Straffreiheit für NS-Täter und das Dreher-Gesetz von 1968

Heimliche Verjährung

1968 löste eine unscheinbare juristische Reform – das Einführungsgesetz zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten – die Einstellung Tausender wegen NS-Verbrechen geführter Ermittlungsverfahren aus. Bis heute ist unklar, ob es sich dabei um eine Panne oder die Finte eines ehemaligen NS-Richters handelte.