Saul Friedländer, Norbert Frei, Sybille Steinbacher, Dan Diner und Jürgen Habermas beziehen mit dem Band »Ein Verbrechen ohne Namen« im derzeitigen Historikerstreit Stellung.
Die heutigen Konflikte zwischen autoritären und westlichen Staaten lassen sich mit dem Begriff Imperialismus nicht erklären. Sie sind Teil eines Weltbürgerkriegs, bei dem die Grenze zwischen Außen- und Innenpolitik verschwimmt.
Auf Lenins Politik der nationalen Kulturförderung in den Unionsrepubliken folgte Stalins Rückkehr zur imperialen Politik. Sowohl die sowjetische als auch die postsowjetische Geschichte ist von einer Gleichzeitigkeit kolonial-imperialer und postkolonialer Herrschaft geprägt.
Linke Solidarität mit der Ukraine im derzeitigen Krieg beruft sich oftmals darauf, gegen Russland eine antiimperialistische oder antikolonialistische Haltung einzunehmen. Doch sind deren Begriffe angesichts der russischen Geschichte durchaus fragwürdig und es droht außerdem, dass die linke Romantisierung von nationalen Befreiungsbewegungen sich wiederholt.