In einem Dorf in Brandenburg sind geflüchtete Medienschaffende untergebracht

Exil in Schmerwitz

In einem kleinen brandenburgischen Dorf sind geflohene Journalisten und Künstler untergebracht – aus dem Iran, Südafrika oder Afghanistan. Sie wollen dort ihre Arbeit fortsetzen.
Reportage

In Schmerwitz tragen alle Straßen den gleichen Namen – den des Dorfs. Es gibt dort nicht einmal einen Supermarkt, dafür aber eine Töpferei, eine Kirche, die als solche nicht mehr genutzt wird, und einen alten herrschaftlichen Gutshof. Zu Zeiten der DDR beherbergte das Anwesen die »Zentralschule für Kampfgruppen Ernst Thälmann«. In einem weiß-grauen Plattenbau, der wie ein Fremdkörper in dem Bilderbuchdörfchen wirkt, wurden dort die angehenden Kommandeure von sogenannten Betriebskampfgruppen geschult. Das waren paramilitärische Einheiten, die im Kriegsfall eine Art Arbeiterwehr zur Verstärkung der Armee darstellen sollten.

»Wir haben es im Iran mit einem totalitären Regime zu tun, das Leute aus den willkürlichsten Gründen einsperrt.« Tayeb Ahmadi, Umweltschützer aus dem Iran

Doch wo früher Staatspropaganda auf der Tagesordnung stand, sind heute Menschen untergebracht, die vor politischer Unterdrückung geflohen sind. In großen Lettern steht »Exile Media Hub Brandenburg« über der Eingangstür. Das Projekt soll Menschen zusammenbringen, »die kritisch über die Verhältnisse in ihren Heimatländern berichten«, sagt Johanna Lucht von der Nichtregierungsorganisation Media in Cooperation and Transition (MiCT), einem der Projektträger des Exile Media Hub.

Das Gebäude, das insgesamt 30 Be­woh­ner:in­nen aufnehmen soll, wurde am 11. Juli offiziell eröffnet, doch viele der Zimmer sind noch unbewohnt. Handwerker gehen ein und aus. An den Sitzgarnituren auf der Terrasse hängt noch das Etikett. Aber nicht alles sei neu gekauft, erzählt der Mitarbeiter Jean Rouh. Vieles sei aus der Seniorenresidenz übernommen worden, die zuvor in dem Gebäude untergebracht war. Rot bezogene Polsterstühle und holzbraune Schrankwände erinnern an die DDR. In den Schlafzimmern stehen übriggebliebene Pflegebetten.

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