Der Anarchistische CSD in Berlin fiel diesmal deutlich kleiner aus als in den Vorjahren

Der müde Marsch der Anarchisten

Beim Anarchistischen Christopher Street Day in Berlin demonstrierten rund 200 Menschen gegen den Staat und für queere Rechte – und ein bisschen gegen Israel.
Raucherecke

Gegen »Staat, Nation und Kapital« zu sein – darin sind sich Anarchisten normalerweise einig. Vor der vierten Auflage des Anarchistischen Christopher Street Days (ACSD) in Berlin ließ die Organisationsgruppe »Perspektive Selbstverwaltung« folgerichtig auf Instagram wissen, dass man keine Nationalflaggen auf der Demonstration wünsche.

Doch seit dem 7. Oktober 2023 ist bekanntlich alles anders: »Allerdings erkennen wir an, dass es Flaggen gibt, die für antikoloniale Befreiungskämpfe stehen. Solche Flaggen sind als emanzi­patorische Symbole willkommen.« 2023 waren einige Gründer des ACSD noch aus der Organisationsgruppe ausgestiegen, weil sie die Veranstaltung zu »antideutsch«, also israelfreundlich, fanden.

Am Lautsprecherwagen hing ein Transparent mit der Aufschrift »Queer Liberation«. Das Anarcho-A schmückte in diesem Jahr die Abbildung einer Wassermelone – das it-piece der Israelhasser, seit es für Palästinensertücher dann doch zu heiß geworden ist. 

Bei der diesjährigen Demo am Samstag brachte dann doch niemand eine Palästina-Flagge mit, stattdessen wehten ganz traditionell anarchistische Fahnen im lauen Sommerwind. »Der Anarchistische CSD ist zurück«, war im queeren Berliner Stadtmagazin Siegessäule vorab zu lesen. Doch statt Tausende wie in den Vorjahren waren diesmal nur knapp 200 Menschen gekommen. »Eine richtig nice Demo« versprach eine der Organisatorinnen des Kollektivs »Perspektive Selbstverwaltung«, als sich der kleine Zug mit fast zweistündiger Verspätung am Neuköllner Hermannplatz endlich ganz gemächlich in Bewegung setzte.

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