Die antisemitischen Kontinuitäten beim Rassemblement national sind ungebrochen

Wenn der Teufel Kreide frisst

Der Rassemblement national will den Eindruck erwecken, nichts mehr mit Antisemitismus und Schläger-Nazis zu tun zu haben. Doch um solche Verbindungen zu finden, muss man nicht lange suchen.

Die Begriffsneuschöpfung dédiabolisation lässt sich am besten als »Entdämonisierung« übersetzen. Seit langem versucht der Rassemblement national (RN), unter diesem Schlagwort den Verdacht der Nähe zum historischen Faschismus und Nazismus abzustreifen. In Frankreich ist beides mit dem Vichy-Regime unter Marschall Philippe Pétain seit 1940 verbunden.

Diese Strategie wird meistens mit dem Namen von Marine Le Pen verknüpft. Diese übernahm den Parteivorsitz des damaligen Front national (FN) und jetzigen RN im Jahr 2011 von ihrem Vater, dem Parteigründer Jean-Marie Le Pen. Im Unterschied zu diesem hielt sie es für strategisch unklug, weiterhin das historische Vorgehen der Achsenmächte – Deutschland, Japan und Italien – zu rechtfertigen oder zu verteidigen.

Jean-Marie Le Pen wurde 2015 aus der Partei ausgeschlossen. Der Anlass war ein Interview mit dem rechtsextremen Magazin Rivarol, in dem er Nazi-Kollaborateure verteidigt hatte. Zudem wiederholte er frühere antisemitische Aussagen. Im September 1987 hatte er gesagt, die seiner Meinung nach offene Frage, ob die Juden in Gaskammern vernichtet wurden, sei ein »unwesentlicher Punkt« (point de détail) der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Diese Aussage wiederholte er noch zweimal, jedes Mal wurde er deswegen zu einer Geldstrafe verurteilt.

Den RN-Vorsitzenden Jordan Bardella baute die sogenannte GUD-Connection zum aufstrebenden Politiker auf – also der Altherrenclub der antisemitischen Studenten­gruppe Groupe Union Défense.

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