Der »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« erweist sich als nationalpopulistische ­Klepto­kratie

Kleptokratie mit Ablaufdatum

Hugo Chávez versprach mit seinem »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« ein sozial gerechteres Venezuela ohne Armut und Korruption. Der hat sich jedoch längst als nationalpopulistisches Projekt erwiesen, das seinen vorübergehenden Erfolg wirtschaftlich besonders günstigen Umständen verdankte.

Rio de Janeiro. Venezuela ist als Land mit den größten Ölreserven der Welt bekannt. Doch seit ungefähr einer Dekade assoziiert man mit der Bolivarischen Republik – so die offizielle Bezeichnung der Staatsform seit 2000 – auch eine andauernde Wirtschaftskrise. Nach einigen Jahrzehnten des Ölwohlstands und der relativen politischen Befriedung hatte Venezuela in den achtziger Jahren einen Preisverfall seines wichtigsten Exportprodukts erlebt. In dessen Folge häufte das Land immer mehr Staatsschulden im Ausland an.

Schließlich versuchte die Regierung unter dem Sozialdemokraten Carlos Andrés Pérez, der grassierenden Inflation und der hohen Arbeitslosigkeit mit einer neoliberalen »Anpassungspolitik« zu begegnen, wie sie in Lateinamerika seinerzeit üblich geworden war. Die Privatisierung der staatlichen Erdölkonzerne führten zu erhöhten Treibstoffkosten, was sich auf die Preise des öffentlichen Transportwesens auswirkte.

Bereits in der Ära Chávez sprachen Analysten von einer »bolivarischen Bourgeoisie«, die die Schlüsselpositionen in der staatlichen Ölindustrie besetzte.

Daran entzündete sich 1989 eine Reihe von spontanen Protesten, die in der Hauptstadt Caracas ihren Höhepunkt erreichten. Sie wurden als Caracazo bekannt. Die Regierung setzte unter anderem die Streitkräfte gegen die Protestierenden ein, was zu vielen Todesopfern führte. Diese bezifferte die damalige Regierung auf 276, zu einem späteren Zeitpunkt entdeckte Massengräber legen jedoch eine um mehrere Hundert höhere Zahl an Getöteten nahe.

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