Das linke französische Bündnis NFP hat Lucie Castets für das Amt der Premierministerin nominiert

Die nüchterne Expertin

Nach langwierigen Verhandlungen hat das linke Bündnis Nouveau Front populaire Lucie Castets als Premierministerin nominiert. Präsident Emmanuel Macron will jedoch erst nach dem Ende der Olympischen Spiele eine Entscheidung treffen.

Wird man so populär? Am Samstag besuchte Lucie Castets, seit Beginn voriger Woche vom linken französischen Parteienbündnis Nouveau Front populaire (NFP) als Premierministerin nominiert, den Stadtteil Wazemmes im nordfranzösischen Lille. Es handelte sich um den ersten öffentlichen Auftritt der Finanzexpertin, die bis zu ihrer Nominierung durch die linken Parteien – deren Wahlbündnis am 7. Juli zur stärksten parlamentarischen Kraft wurde, aber nur mit einer schwachen relativen Mehrheit an Sitzen – in der Öffentlichkeit weithin unbekannt war.

Castets befragte Anwohnerinnen, Passanten und Geschäftsleute über Löhne, Kaufkraft und Inflation. Damit traf sie den richtigen Ton. Doch danach betrat sie eine Kneipe und bestellte am Tresen ein Glas Wasser. Das ist in Lille, einer Stadt, in deren Alltag man im Unterschied zu großen Teilen des übrigen Frankreich von jeher dem Biertrinken frönt, in vieler Augen fast unverzeihlich.

Bis zu ihrer Nominierung arbeitete Lucie Castets überwiegend in der Verwaltung und stand nicht in der Öffentlichkeit. Sie tritt vor allem für eine sozial gerechtere Steuerpolitik ein. 

Bis zu ihrer Nominierung arbeitete die 37jährige hart, aber weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zuletzt war die Ökonomin im Finanzwesen bei der Stadtverwaltung von Paris angestellt und unter anderem im Einkaufswesen tätig. Die französische Hauptstadt wird seit 2001 vom Parti socialiste (PS), den Grünen und der Kommunistische Partei gemeinsam regiert. Vor ihrer Tätigkeit in der Stadtverwaltung hatte sie bis 2020 beim Wirtschafts- und Finanzministerium gearbeitet, wo sie bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Finanzkriminalität eingesetzt war.

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