Die Kolumnistin muss sich ihren Garten mit gefräßigen Schnecken teilen

Marodierende Mollusken

Wenn nichts den Garten frisst, ist er nicht Teil des Ökosystems. Frustrierend ist es aber doch, wenn man statt sprießenden Grüns nur noch Kahlfraß vorfindet.

Die stieläugigen Killer kennen keine Gnade: Was ihnen in den Weg kommt, wird niedergemacht. Unaufhaltsam metzeln sie sich durch die Gärten und hinterlassen eine Schleimspur der Verwüstung in Beeten und Kräutertöpfen. Solche Horrorszenen sind in diesem Sommer Alltag für viele Hobbygärt­ner:innen, die derzeit dank mildem Winter und anhaltend regnerischem Wetter mit einer heftigen Schneckenplage zu kämpfen haben.

Angesichts deutlich dramatischerer Auswirkungen der Klimakrise ist das zwar eine Lappalie, und überhaupt sollte ja die Devise gelten: Wenn nichts den Garten frisst, ist er nicht Teil des Ökosystems. Frustrierend ist es aber doch, wenn man statt sprießenden Grüns nur noch Kahlfraß vorfindet. Man sinnt also auf umweltschonende Abhilfe – Gifte wie Schneckenkorn & Co. verbieten sich schon mal.

Insbesondere die Spanische Wegschnecke, die sich mit steigenden Temperaturen nach Norden ausbreitet, schmeckt so unappetitlich, dass sie kaum Fressfeinde hat. 

Ratschläge gibt beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), der allerdings ein etwas zu idyl­lisches Bild der Nahbereichsfauna zeichnet. »Bänderschnecken und die meisten anderen Gehäuseschnecken richten keinen oder wenig Schaden an, da sie überwiegend von totem Pflanzenmaterial leben«, schreibt die Umweltorganisation – leider halten sich die Tiere mit den gestreiften Häuschen zumindest im Garten der Autorin nicht daran. R.I.P., Cannabispflänzchen.

Tatsächlich sind aber Nacktschnecken das größere Problem, insbesondere die Spanische Wegschnecke, die sich mit steigenden Temperaturen nach Norden ausbreitet und so unappetitlich schmeckt, dass sie kaum Fressfeinde hat. Dennoch ist es natürlich sinnvoll, den Garten einladend für Vögel, Igel und sonstige Kleintiere zu gestalten, die die Schneckenpopulation in Schach halten.

Den Weg zum Salatbuffet hindernisreich gestalten

Wo dies nicht möglich ist, etwa wegen uneinsichtiger Vermieter:innen, kann man das durch Absammeln und anschließendes Einfrieren selbst übernehmen. Die Tiere sollten anschließend im Hausmüll und keinesfalls im Garten entsorgt werden, denn tote Schnecken ziehen lebende Artgenossen an, so dass man das Problem eher verschlimmert. Gleiches gilt für Bierfallen, auf die man zudem deshalb verzichten sollte, weil darin auch erwünschtes Kleingetier ertrinkt.

Bleibt noch, den Weg zum Salatbuffet möglichst hindernisreich zu gestalten, etwa durch Schneckenzäune, Kupferbänder und Streifen aus feinem, trockenen Material wie Sägespäne oder Asche. Eine solche Fire­wall braucht allerdings nach jedem Regen ein Update.

Im eigenen Versuch hat sich Kaffeesatz als besonders effektiv erwiesen, der zudem neurotoxisch auf Schnecken wirkt. Man sollte allerdings sparsam ­damit umgehen, denn das Nervengift unterscheidet nicht zwischen lästiger Nackt- und größtenteils harmloser Bänderschnecke.

Hundertprozentig wirksam sind all diese Maß­nahmen nicht, sie können die marodierenden Mollusken jedoch zumindest zurückdrängen. Am Ende bleibt aber vor allem die stoische Einsicht, dass man sich den Planeten nun mal (noch) mit anderen Lebewesen teilt.