Das Gründungsdokument
In dieser Frage herrscht Einigkeit: Wenn es ein »Gründungsdokument postkolonialer Theorie« gibt, dann ist es Edward Saids 1978 erschienenes Buch »Orientalism«. Kaum ein Autor wird in den Postcolonial Studies so oft zitiert wie der 1935 in Jerusalem geborene und 2003 in New York City verstorbene Literaturwissenschaftler, kaum ein Werk taucht dort so häufig als Referenzgröße auf wie »Orientalism«. Das Buch zählt zu den einflussreichsten Schriften der jüngeren Geistesgeschichte; der von Said geprägte Begriff des Orientalismus ist nicht nur auf den Seiten orient- und literaturwissenschaftlicher Fachjournale zu finden, sondern hat auch im Feuilleton und im politischen Sprachgebrauch Karriere gemacht. Das ist wenig verwunderlich, denn bei genauer Betrachtung seiner Methodik, der Auslassungen und Akzentuierungen, erweist sich »Orientalism« weniger als wissenschaftliche Studie denn als politisches Manifest.
In einem Essay, der kurz nach der Oslo-Vereinbarung von 1993 entstand, die die Hoffnung auf eine »friedliche Koexistenz« nährte, warf Said Yassir Arafat vor, er habe die bis dahin tobende erste Intifada »einseitig abgebrochen«.
Wissen und Macht
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