Kein Mahnmal für Bestensee

Bestensee ist ein ganz normales Kaff in Brandenburg, 30 Kilometer südlich von Berlin. Es hat einen ganz normalen CDU-Vorsitzenden mit dem ganz normalen Namen Kurt Beierke, und dieser Mann sagt gern ganz normale Sachen. Zum Beispiel, daß in Berlin für das geplante Holocaust-Mahnmal "mehrere Millionen Mark ausgegeben werden, nur um das schlechte Gewissen zu schüren und die Vergangenheit nie zur Ruhe kommen zu lassen"; es könne "nicht angehen, daß dafür gesorgt wird, Folgegenerationen weiterhin mit Schuldgefühlen zu belasten, um weitere Wiedergutmachungsforderungen durchzusetzen": "Ich sehe keine Notwendigkeit für ein Holocaust-Mahnmal." Von Jägerzaun zu Jägerzaun ist so etwas ja nicht nur in Brandenburg üblich. Aber klügere Demokraten, als Herr Beierke einer ist, schreiben es nicht gleich als Leserbrief an die Zeitung, auch nicht an die Märkische Allgemeine. Weil Beierke aber so überzeugt ist von seiner Bedeutung als Ortsgruppenleiter von Bestensee, verspürte er den Drang, noch nachzulegen. "Ist Ihnen bekannt, wer dieses Bauvorhaben fordert und warum diese schäbige Vergangenheit wachgehalten werden soll?" Dem Reporter der Berliner Zeitung, dem das offenbar nicht bekannt war, gab Beierke die Antwort: Offensichtlich wolle Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, das Holocaust-Mahnmal durchsetzen. Jetzt sei es aber an der Zeit zu vergessen und zu verzeihen, statt ständig erinnern zu wollen. Da wird Ignatz Bubis aber erleichtert sein, daß ihm Kurt Beierke verzeiht.