Brezel Göring und Fabian Stumm triumphieren über Schlager-Updates und anderen KI-Quatsch

Jetzt bloß nicht kulturpessimistisch doomscrollen

Popkolumne. Neues von Butterbro, Brezel Göring und Fabian Stumm.

Alle staunen gerade über den Erfolg des ersten ironischen KI-Hits ­»Verknallt in einen Talahon«, der in die deutschen Single-Charts eingestiegen ist. Der Song ist so etwas wie »Ich will ’nen Cowboy als Mann« für die Generation Z.

Der Text stammt von dem Musikproduzenten Butterbro, die Komposition von einer Software der Firma Udio. Im Internet finden sich inzwischen unzählige Schlagersongs mit expliziten HipHop-Lyrics aus KI-Song-Programmen. Die Musik passt als Soundtrack beim Doomscrollen auf Tiktok ziemlich gut zu all den Shirin-David-­Memes.

Neue Single von Brezel Göring und seiner Band Psychoanalyse

Sehr viel besser als die von Künstlicher Idiotie produzierten, ironischen Schlager-Updates ist die neue Single von Brezel Göring und seiner Band Psychoanalyse! Der neue Song »Tschernobyl« mit der großartigen Lilith Stangenberg, die als manische Dirigentin im Videoclip bewundert werden kann, ist tollster Lo-Fi-Beat mit aufmunternden Textzeilen wie: »Ich will so sein wie Gudrun Ensslin / Das Scheiß-Kaufhaus anzünden!«

Das dazugehörige am 20. September erscheinende Album »Friedhof der Moral« wird zeigen, dass freak out und liebevoller Trash eben doch noch eine andere Qualität haben als der am Rechner gepromptete Käse. Aber wir wollen hier nicht kulturpessimistisch sein und geben den Musik-KIs und ihren Entwick­ler:innen gern noch etwas Zeit für ihren ersten großen Rock-’n’-Roll-Moment.

Ein Drehbuch, das sich so niemals eine KI ausdenken könnte, stammt vom Regisseur und Schauspieler Fabian Stumm.

Ein Drehbuch, das sich so niemals eine KI ausdenken könnte, stammt vom Regisseur und Schauspieler Fabian Stumm. In seinem zweiten Film »Sad Jokes« beweist er, dass Deutsche auch leise Komödie können. Wer einen Sinn für die Absurditäten des Lebens und das intelligente Spiel mit autofiktionalen Metaebenen hat, wird den Film mögen: Der von Stumm gespielte Protagonist Joseph ist ein schwuler Filmemacher. Er kümmert sich um Sohn Pino, den er gemeinsam mit Sonya, einer Freundin, großzieht. Die muss sich jedoch wegen ihrer Depressionen in einer Klinik behandeln lassen. Zu allem Überfluss klemmt Joseph sich auch noch die Hand in einem Snackautomaten ein.

Der Film ist großartig mit Stumms Schauspielerfreunden und -freundinnen besetzt und ­clever inszeniert. Ein Highlight in stumpfen Zeiten.