Auszubildende mussten drei Jahre hintereinander Reallohnverluste hinnehmen

Inflation frisst Ausbildungsvergütung

Azubis verdienen in der Regel weit weniger als Mindestlohn, meistens reicht es nicht einmal für ein eigenes WG-Zimmer. Drei Jahre hinter­einander mussten sie außerdem Reallohnverluste hinnehmen.

Er selbst werde glücklicherweise nach Tarif bezahlt, sagt Tillmann Harms der Jungle World. Trotzdem »könnte ich mir ohne Kindergeld und ein paar Euro, die ich monatlich von meinen Eltern bekomme, mein WG-Zimmer nicht leisten«. Harms wohnt in Leipzig und absolviert eine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker bei dem Ausbildungsbetrieb der Leipziger Verkehrsbetriebe. Er ist in seinem Betrieb Jugend- und Auszubildendenvertreter und in der Verdi-Jugend aktiv.
»Viele Azubis können sich ihre Ausbildung nur leisten, wenn sie bei ihren Eltern wohnen bleiben«, sagt er. Es gebe zwar auch staatliche Hilfen, wie zum Beispiel die Berufsausbildungsbeihilfe oder das Kindergeld, aber eine eigene Unterkunft könnten sich die meisten ohne finanzielle Unterstützung durch die Eltern kaum leisten.

Ende der neunziger Jahre wurden noch 80 Prozent der Azubis nach Tarif bezahlt, 2022 waren es nur noch 55 Prozent.

Etwas mehr als 1,2 Millionen Auszubildende gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamts in der Bundes­republik. Ihre ohnehin mickrige Vergütung ist durch die Inflation der vergangenen Jahre real noch geringer geworden. Für das nun im August beginnende Ausbildungsjahr gibt es noch keine Zahlen, doch »im Jahr 2023 mussten Auszubildende« wie »bereits 2022 und 2021 im Durchschnitt Reallohnverluste hinnehmen«, hieß es kürzlich vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das die Entwicklung der tariflichen Vergütungen für Azubis auswertet. Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind demnach 2023 im bundesweiten Durchschnitt um 3,7 Prozent gestiegen – die Inflation betrug in dem Jahr 5,9 Prozent.

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