Zwischen Tatsache und Fiktion
Der deutsche Schriftsteller Arnold Zweig nannte 1955 seinen erstmals 1932 bei Kiepenheuer erschienen Roman »De Vriendt kehrt heim« den »ersten historischen Roman des Staates Israel«. Bereits 1933 wurde das Werk in niederländischer Übersetzung im bekannten Exilverlag Querido veröffentlicht.
De Haan war ein Freigeist moderner Prägung, ein Autor homoerotischer Romane und Dichter obszöner Vierzeiler, womit er in den Niederlanden für Aufregung sorgte.
Unter den Exilanten gewann das Buch an Bedeutung, vor allem hinsichtlich der Frage, wie man als jüdisch-sozialistischer Intellektueller und verfolgter émigré mit dem Streben nach einem jüdischen Staat umgehen wollte. Für Zweig und einige seiner Freunde, wie Lion Feuchtwanger und Alfred Döblin, ging ihre sozialistische Gesinnung ganz selbstverständlich mit einer prozionistischen Haltung einher, die sich wiederum ganz unterschiedlich ausprägen konnte.
Zweig schrieb »De Vriendt kehrt heim« auf Grundlage seiner Erfahrungen, die er auf einer Reise durch das Mandatsgebiet Palästina gemacht hatte. Schließlich emigrierte er 1933 nach Palästina und blieb dort bis 1947. Sein Buch erzählt von der Frühgeschichte des Konflikts zwischen Juden und Arabern in der Region und lässt auch die Debatten der Zionisten nicht außen vor. Nun ist es neu erschienen, versehen mit einem Vorwort von Meron Mendel.
Soziologisch detailliert
In historischen Romanen wird der Held der Erzählung für gewöhnlich mit allerhand hyperbolischen Schattierungen und kontrafaktischen Marotten ausgestattet, worüber sich dann die Hüter der historischen Tatsachen schockiert zeigen. Auch Zweig betritt mit seinem Roman »De Vriendt kehrt heim« diesen schmalen Grat zwischen Tatsache und Fiktion, indem er die politische Exekution seines Protagonisten Jizchak Josef de Vriendt im Mandatsgebiet Palästina, um das die gesamte Handlung kreist, auf das Jahr 1929 datiert.
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