In Bangladesh ist nach wochenlangen Protesten eine Übergangsregierung angetreten

Abruptes Ende nach 15 Jahren

In Bangladesh hat nach dem Abtreten der autoritären Regierung von Premierministerin Sheikh Hasina eine Übergangsregierung rund um den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus übernommen.

Es war ein Tag, der in die Geschichte Bangladeshs eingehen wird: Am 5. August hat Premierministerin Sheikh Hasina Wazed nach der Erstürmung ihres Amtssitzes den Rücktritt erklärt und flog mit dem Helikopter ins benachbarte Indien. Hasina war von 1996 bis 2001 und erneut seit 2009 im Amt und in diesem erst Anfang Januar in – ­allerdings umstrittenen – Wahlen bestätigt worden; damit war sie das am längsten amtierende gewählte weibliche Regierungsoberhaupt der Welt.

Bereits einen Tag nach ihrer Flucht hat der Präsident des Landes, Mohammed Shahabuddin, das Parlament aufgelöst – der Verfassung zufolge muss nun innerhalb von 90 Tagen neu gewählt werden. Zwei weitere Tage später, am Donnerstag vergangener Woche, wurde eine Übergangsregierung vereidigt.

Nach Zusammenstößen zwischen Tausenden von Demonstranten und Mitgliedern des studentischen Flügels der Awami-Liga waren die Pro­teste längst zu schwere Unruhen geworden. Diese schlug die Polizei brutal nieder – seit Juli sind über 400 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 10.000 verhaftet worden.

Diesen turbulenten Tagen waren wochenlange Massenproteste der Studierendenbewegung Students Against Dis­crimination (SAD) gegen eine aus ihrer Sicht überholte und ungerechte Quotenregelung vorausgegangen: 30 Prozent der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst sollten für Nachkommen von Kämpfern aus dem Unabhängigkeitskrieg gegen Pakistan 1971 reserviert werden.

Nach Ansicht der Studenten kommt das vor allem den Anhängern von Hasinas links­liberaler Partei Awami-Liga (AL) zugute, die einst die Unabhängigkeitsbewegung angeführt hatte. Zunächst forderten die Protestierenden, die öffent­lichen Stellen nicht anhand der Herkunft, sondern der Leistung zu vergeben. Dauerhafte Arbeitsplätze sind rar in Bangladesh.

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