Immer mehr Wohnungen werden zu überhöhten Mieten möbliert angeboten

Mit gelöster Bremse

Werden Wohnungen möbliert angeboten, gilt die sogenannte Miet­preisbremse nicht. Ein besonders dreister Fall in Berlin zeigt, wie lukrativ dieses Geschäft für Vermieter ist.

Gewöhnlich beherbergen Bahnhofsviertel Hotels und oft auch die örtliche Rotlicht- und Ausgehmeile, die Bewohner sind meist nicht besonders wohlhabend. Die neugebaute »Europacity« rund um den Berliner Hauptbahnhof ist das genaue Gegenteil: Sie ist reich und steril, und wer probiert, nach 22 Uhr ein Fassbier zu bekommen, kann lange nach einer offenen Kneipe suchen.

In den fünf größten Städten Deutsch­­lands wird im Schnitt bereits jede dritte Wohnung möbliert angeboten.

Früher befanden sich dort – im ehemaligen Grenzgebiet zwischen West- und Ostberlin – Industriebrachen, ein Containerbahnhof und das Binnen­hafengelände des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals. Als 2006 zur Fußball-WM der Männer in Deutschland der neue Hauptbahnhof eröffnet wurde, sollte sich das ändern. In bester Lage im Zentrum Berlins sollte ein Bahnhofsviertel mit Hotels, Kunst- und Kul­turstandorten und einer gemischten Wohnbevölkerung entstehen.

Ein Teil der Europacity ist das Stadtquartier Heidestraße. Bei dessen Planung schloss das Land Berlin städtebauliche Verträge mit Investoren ab; darin wurde zum Beispiel festgelegt, wie viele Sozialwohnungen in den jeweiligen Neubauten enthalten sein mussten.

Teure möblierte Zimmer statt Sozialwohnungen 

Anfang Juni wurde das Quartier eröffnet – und es stellte sich heraus, dass dort keine Sozialwohnungen angeboten werden. In sechs Häuserblocks sollten dem städtebaulichen Vertrag zufolge 215 Sozialwohnung entstehen. Stattdessen wird nun ein Großteil dieser Wohnungen über den »Co-Living«-Anbieter Habyt als möblierte Wohnungen oder einzelne möblierte Zimmer in Wohngemeinschaften angeboten werden, berichtete der Tagesspiegel.

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