»Vielleicht kam nichts dabei herum außer einem schönen Gruppenfoto«
Vor 100 Jahren hat sich im thüringischen Geraberg eine Gruppe kommunistischer Intellektueller zur Ersten Marxistischen Arbeitswoche (MAW) zusammengefunden. Was ist das Besondere an diesem ersten »Theorieseminar« des im selben Jahr gegründeten Frankfurter Instituts für Sozialforschung?
Ich denke, eine gewisse Strahlkraft dieser Veranstaltung geht von der historischen Situation aus: Nachgang der Oktoberrevolution, die Gründung der Sowjetunion 1922, Georg Lukács’ großes Buch »Geschichte und Klassenbewußtsein«. Im Rückblick jedenfalls scheint es doch ein Moment zu sein, an dem es eine reale Chance zu ergreifen gab, nämlich die Chance auf eine marxistische Revolution, und zwar im weltweiten Maßstab. Abgesehen von den historisch interessanten Figuren, die an der Arbeitswoche teilgenommen haben, steckt in der Erinnerung daran so etwas wie Revolutionsnostalgie.
War die MAW ein Treffen unter vielen oder ein einzigartiges Event?
Es war insofern einzigartig, als die Erste Marxistische Arbeitswoche auch zugleich die einzige Marxistische Arbeitswoche war. Aber deren Bedeutung ist schwierig abzuschätzen. Und bezogen auf das Wort Event: Ich glaube, was uns heute so gefällt, ist eben der Eventcharakter. Die führenden Marxisten im Westen haben sich getroffen, drei große Themen besprochen und dabei etwas anderes als langwierige Theoriearbeit versucht. Interessant ist aber, dass es ein konkretes Ergebnis, das dann weiterverwendet worden wäre, nicht gab. Eigentlich ist überhaupt nichts übermittelt.
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