Rezension zu »The Healer« von Sumac

Ausgeklügelte Dramatik

Die US-amerikanisch-kanadische Post-Metal-Band Sumac hat mit »The Healer« ein überraschendes Album vorgelegt.

Die vielen Sludge-, Drone-, Stoner- und Doom-Metal-Bands, die es noch vor einigen Jahren gab, sind in der Versenkung verschwunden. Die Shows sind nun schlechter besucht, viele der Gruppen haben sich aufgelöst, veröffentlichen kein neues Material oder nehmen gefühlt immer wieder dieselbe Platte auf.

Umso erfreulicher ist es, wenn dann doch Alben erscheinen, die überraschen – »The Healer« von Sumac gehört definitiv in diese Kategorie und dürfte sogar jenseits der Szene begeisterte Hörer:innen finden.

Bassist Brian Cook (u. a. bei Botch, Russian Circles), Drummer Nick Yacyshyn (u. a. Baptists) und Sänger/Gitarrist Aaron Turner ­haben alle drei eine beeindruckende Karriere hinter sich. Daneben ist Faith Coloccia an der Orgel auf drei der neuen Songs zu hören.

Natürlich sprengen Songs im Metal regelmäßig die gewöhnliche Länge, doch selten mit so einer kalkuliert erscheinenden Gewalt wie hier.

Besonders Turner hat den modernen Metal geprägt wie nur wenige andere – zum einen als Kopf der Post-Metal-Band Isis, zum anderen als Chef des von 1993 bis 2020 bestehenden Labels Hydra Head, auf dem zum Beispiel Neurosis, Boris oder die Melvins veröffentlichten.

Alle vier Mitglieder zeigen sich auf dem Album als herausragende Musiker, die es verstehen, neben dröhnenden Soundwänden, die in der Brust des Hörers nachzuhallen scheinen, auch leise, geradezu zerbrechlich scheinende Momente zu erzeugen.

Die 76 Minuten von »The Healer« verteilen sich auf lediglich vier Songs; der erste, »World of Light«, beispielsweise dauert knapp 26 Minuten. Natürlich sprengen Songs im Metal regelmäßig die gewöhnliche Länge, doch selten mit so einer kalkuliert erscheinenden Gewalt wie hier.

Sumac folgen einer ausgeklügelten Dramatik, der man sich nur schwer entziehen kann. Das Ergebnis ist alles außer easy listening. »The Healer« sollte man sich übrigens am Stück anhören, erst dann wird es ein ­intensives Erlebnis, das man nur schwer vergessen wird.


Albumcover Sumac

Sumac: The Healer (Thrill Jockey)