Jonathan Haidt hält Smartphones für einen Grund von Depressionen bei Jugendlichen

Die große Neuverdrahtung

Der US-Sozialpsychologe Jonathan Haidt setzt seine erfolgreiche Serie populärer Sachbücher fort. In »Generation Angst« untersucht er den gefährlichen Einfluss von Smartphones auf Kinder und Jugendliche – und hat dabei selbst Angst vor gefährlichen Fragen.

In einer 1994 erstmals gezeigten Folge der Zeichentrick­serie »The Simpsons« fragt sich der Schuldirektor Skinner, was die Jugendlichen an seiner Schule heutzutage eigentlich so in ihrer Freizeit tun. Er besucht einen Club der bekannten, aber ein bisschen aus der Mode geratenen US-amerikanische Jugendorganisation »4-H«. In dem längst verfallenen Gebäude ist niemand, erst recht keine Kinder. Der Rektor fragt sich: »Bin ich derartig aus der Zeit gefallen?«, um sich direkt selbst zu antworten: »Nein, es sind die Kinder, die falschliegen.«

Dieses Selbstgespräch bot sich nur allzu gut an, zum Meme zu werden, denn es brachte eine Mentalität auf den Punkt, die eine angeblich verkehrte jugendliche Generation für soziale Probleme aller Art verantwortlich macht. Schon vor Jahrzehnten schoben allerlei Expertensimulatoren sinkende Bildungsniveaus nicht auf kaputte Schulen und Bildungssysteme, sondern auf »faule« Kinder, und heutzutage jammern Chefs über eine »weinerliche« Generation, weil diese sich nicht in einer stark neoliberalisierten Arbeitswelt totarbeiten möchte.

Man könnte annehmen, dass sich der US-amerikanische Sozialpsychologe Jonathan Haidt mit derlei gedanklichen Abkürzungen in Richtung Dummheit auskennt. In seinem 2012 erschienenen Buch »The Righteous Mind« beschrieb er, dass moralische Haltungen oft mehr auf Bauchgefühlen basieren als auf rationalen Überlegungen. Die Studie erntete überschwengliches Lob. Auch weitere populärwissenschaftliche Bücher Haidts fanden ein großes Publikum. Mit seiner neuesten Veröffentlichung, »The Anxious Generation«, auf Deutsch jüngst unter dem Titel »Generation Angst« bei Rowohlt erschienen, will der New Yorker Universitätsprofessor seine Erfolgsserie fortsetzen.

Deutlich wird nach wenigen Seiten Haidts evolutionspsychologischer Ansatz, der sich mit den Thesen der »positive psychology« mischt, der er erklärtermaßen anhängt.

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