»Der religiöse Einfluss war lange tabuisiert«
Am 8. Juli wurde der ehemalige japanische Ministerpräsident Shinzō Abe während eines Wahlkampfauftritts in der Stadt Nara mit einem selbstgebauten Gewehr erschossen. Der 41jährige Schütze Tetsuya Yamagami ist ehemaliger Marinesoldat. Er soll aus Groll über Abes Verbindungen zur sogenannten Vereinigungskirche gehandelt, aber eigentlich den Anführer dieser auch als Moon-Sekte bekannten religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. Wie steht die japanische Öffentlichkeit zu dem Attentäter?
Der Mord an Abe ereignete sich wegen dessen Verbindungen zur Vereinigungskirche, was für Abes Partei (die Liberaldemokratische Partei, LDP, Anm. d. Red.) beziehungsweise sein politisches Erbe ein großes Problem darstellt. Anstatt einfach zu denken, es handle sich um ein schreckliches Verbrechen einer schrecklichen Person, zeigten viele Menschen Verständnis für den Schützen und seine Lebenssituation. Etwa, dass er seine Ausbildungsmöglichkeiten verlor, da seine Mutter ihr ganzes Geld der Vereinigungskirche gab, dass sein Onkel versuchte, ihn zu retten, und auch, dass der Schütze einen Selbstmordversuch unternahm, damit seine Lebensversicherung dem jüngerem Bruder zugutekäme, der sich letztlich aber selbst umbrachte. Die Geschichte ist so schockierend, dass sie eine Diskussion über etwaige positive Seiten an Abes Vermächtnis in den Schatten stellte.
Warum hat sich die Diskussion auf die LDP ausgeweitet?
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