Zwischen Putin, Nato und Kurdistan
Der russische Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar versetzte vielen Linken in Schweden einen Schock und stürzte sie in Desorientierung. Nachdem die Mehrheit der Bevölkerung spontan Solidarität mit der Ukraine und Sorgen über die eigene Sicherheit empfand, sahen sich viele, besonders radikale Linke, plötzlich mit einer Realität konfrontiert, auf die sie in ihrer ideologischen Trägheit schlecht vorbereitet waren.
Als 2013/2014 auf dem Kiewer Maidan protestiert wurde, wurde das unter schwedischen Linken nicht intensiv thematisiert. Da sich an den Protesten in der Ukraine damals auch nationalistische und neonazistische Gruppen beteiligten, fand die antifaschistische Rhetorik der russischen Propaganda bei manchen Linken Anklang. Ein fast tödlicher Angriff von Nazis auf Linke in Malmö im März 2014 hatte die Szene gerade beim Thema Antifaschismus geeint. Da einer der Angreifer und andere bekannte Faschisten sich bewaffneten rechten Einheiten auf dem Maidan und dann im Donbass anschlossen, war die Sympathie für den ukrainischen Kampf unter schwedischen Linken begrenzt.
Auch wenn ein Grüppchen aus dem Umfeld der politisch marginalen Kommunistischen Partei in den folgenden Jahren zwar russische Propagandaklischees verbreitete, gelang es ihm dabei nie, größere Teile der schwedischen Linken für die Sache Russlands zu begeistern. Man war der Ukraine gegenüber eher ambivalent und versuchte, das Thema möglichst zu meiden. Eher war es der kurdische Kampf in Rojava, der die Aufmerksamkeit schwedischer Linker auf sich zog und ihre geopolitische Analyse prägte. Wann immer die Lage in der Ukraine doch thematisiert wurde, waren allerdings abgemilderte Varianten von Propaganda der russischen Regierung in linken Medien, etwa auf den Seiten der größten schwedischen Zeitung, dem sozialdemokratisch orientierten Boulevardblatt Aftonbladet, durchaus üblich.
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