Genau an diesem Ort
Auch Rudi Weissenstein hatte sich mit einem eigenen Fotogeschäft in Tel Aviv selbständig gemacht – war damit aber erfolgreicher als Auerbach. Das 1940 gegründete Photohouse Pri-Or existiert noch immer und wird inzwischen von Weissensteins Enkel Ben Peter geführt. Weissenstein porträtierte viele namhafte israelische Politiker, sein Photohouse wurde zu einer anerkannten Institution. Davon zeugen etwa die heute noch im Laden ausgestellten Porträts von Shimon Peres, Yitzhak Rabin, Golda Meir und David Ben-Gurion.
Bekannte Fotografien von Weissenstein, etwa die des enthusiastischen Luftsprungs seiner Ehefrau, der ausgebildeten Tänzerin Miriam Weissenstein, oder des überfüllten Gordon Swimming Pool im Tel Aviv der fünfziger Jahre, ragen aus dem Werk vor allem wegen ihrer bis ins kleinste Detail perfekten Komposition heraus. Sie verfügen zwar über einen geschichtlichen Bezug, sind aber in erster Linie schön und deshalb auch bei den Besuchern des Photohouse Pri-Or beliebt, wo zahlreiche Variationen dieser Motive verkauft werden.
Auch aus diesem Teil von Weissensteins Werk sind in der Ausstellung Fotos zu sehen. Auffällig ist beispielsweise die Aufnahme eines Schwimmbads in Netanya, die möglicherweise von einem Sprungturm gemacht wurde; oder die vom schummerigen Lichtspiel am Ben Zion Boulevard in Tel Aviv, von der Orangenernte in der Hula-Ebene und den Fahrradfahrern, die den noch im Bau befindlichen Dizengoff-Platz, heutzutage eines der Wahrzeichen von Tel Aviv, passieren. Die Geometrie der Bilder macht einen Großteil ihrer Faszination aus. Amüsant sind jene Fotos, auf denen Behältnisse mit obskuren Flüssigkeiten auf der Straße ausgeleert werden, oder das eines kleines Mädchens beim Konzert des Israel Philharmonic Orchestra aus Tel Aviv, das allein vor dem Ensemble sitzt.