»Es gibt nur Puppen und Barbies«
Haben Sie in Ihrer Kindheit selbst mit Barbie gespielt?
Ja, habe ich.
Hatte das schlimme Auswirkungen?
Viele Faktoren wirken in einer patriarchalen Gesellschaft auf Frauen, es lässt sich schwer sagen, welcher die stärkste Wirkung hat. Was sich sagen lässt: Ich bin ein Kind der Neunziger, ich hatte Wahlfreiheit, habe mit Barbies gespielt, bin auf Bäume geklettert, habe mit Autos gespielt. Diese Wahlfreiheit gibt es heute nicht mehr. Bekleidung für Mädchen ist rosa. In Kindergärten gibt es Mädchenspielzimmer und Jungenspielzimmer. Die Mädchenzimmer sind rosa, es gibt nur Puppen und Barbies.
Warum ist bei so vielen Faktoren ausgerechnet das Barbie Dreamhouse so kritikwürdig?
Das Dreamhouse ist rosa und nur für Mädchen ausgelegt. Fünf- bis zwölfjährige Mädchen entscheiden am Eingang, ob sie Topmodel oder Superstar werden möchten. Sie werden geschminkt und erhalten ein Catwalk-Training für den Fotoshoot »Do I look like Barbie?«. Es geht darum, wie schön Mädchen sein sollen, und nicht, wie gut sie klettern oder rechnen können. Das Dreamhouse ist ein Symptom, an dem man eine Diskussion über Sexismus eröffnen kann.
Barbie war Astronautin, Diplomatin, Ärztin. Kommt das im Dreamhouse nicht vor?
Im Barbie Dreamhouse treffen sich die Kinder in einer virtuellen Küche, wo gemeinsam Cupcakes gebacken werden, draußen im Hof steht Ken und wäscht sein Auto, wie ein richtiger Mann das wohl zu machen hat. Und am Ende können sich die Kinder in der größten High-Heels-Kollektion Europas verlaufen. Von einem Leben, in dem Frauen einen Job haben oder zum Mond fliegen können, ist dort überhaupt nicht die Rede.
Wäscht Ken nur sein Auto oder hat er noch andere Aufgaben?
Ich habe ihn nur einmal bei der Autowäsche gesehen. Vielleicht bekommt er noch andere Auftritte. Bis jetzt ist er nur fürs Autowaschen und Männlichsein zuständig.