Nicht antideutsch genug

Der arme Adlige. Karel Schwarzenberg hat am vergangenen Wochenende bei der Stichwahl um das tschechische Präsidentenamt gegen den linken Kandidaten Miloš Zeman verloren. Immerhin bleibt der 75jährige, der seit 1979 Oberhaupt der beiden Linien der Fürstenfamilie Schwarzenberg ist, Außenminister und stellvertretender Ministerpräsident in der konservativen Regierung. Wirklich arm ist er auch nicht, sein Vermögen wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Er besitzt neben der tschechischen auch die Schweizer Staatsangehörigkeit. 1948 verließ seine Familie nach der Machtübernahme der Kommunisten die damalige Tschechoslowakei. Seitdem lebte er vor allem in Österreich, wo er sich unter anderem bei der ÖVP und gegen die kommunistische Herrschaft engagierte. Dafür, dass Tschechisch nur seine Zweitsprache ist und er lange außerhalb Tschechiens gelebt hat, wurde er von seinen Gegnern im Präsidentschaftswahlkampf scharf angegriffen.
Doch nicht nur sein Kosmopolitismus war für die Gegenseite ein Problem. Schwarzenberg verurteilte auch die Vertreibung der Sudetendeutschen und die nach dem ehemaligen Präsidenten als »Beneš-Dekrete« bezeichneten Erlasse zum Umgang mit den Folgen der NS-Besatzung. So wie afrikanische Diktatoren würde sich Evard Beneš heute vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wiederfinden, behauptete er während des Wahlkampfs. Dieser Geschichtsrevisionismus kam bei vielen Tschechinnen und Tschechen nicht gut an, Zeman verglich Schwarzenberg mit einem sudetendeutschen Funktionär. Deutsche Zeitungen wie die Welt echauffierten sich über die »nationalistischen Töne« Zemans und die Instrumentalisierung des Themas für den Wahlkampf. Der Vorwurf ist auch berechtigt, darüber, dass der Populist Zeman auch von der rechtsextremen DSSS unterstützt wird, berichtete aber nur die FAZ. Schwarzenberg selbst hat zumindest kaum Gründe, sich heute über den tschechischen Staat zu beschweren. Seine Familie machte es richtig: Unter der NS-Besatzung bekannte sie sich zum tschechischen Staat, dafür gab es nach 1945 Schlösser zurück und nach 1989 noch mehr Ländereien. Vielleicht lag es auch an den Sparmaßnahmen der konservativen Regierung, dass nicht alle Wahlberechtigten für ihn stimmten, immerhin 45 Prozent wollten aber wohl wieder einen echten Fürsten auf der Prager Burg.