Auf Viagra-Länge

Was Spam ist, davon haben die meisten E-Mail-Adressen-Besitzer ziemlich genaue Vorstellungen: Viagra-Reklame, Penisverlängerungs-Werbung. Gewinnspiel-Annoncen. Nun ist »Mach alles, was nach Müll aussieht, in einen eigenen Ordner« jedoch kein gültiger Befehl, entsprechend brauchen Spam-Filter andere Anweisungen, um eingehende Post automatisch in »wich­tig« oder »wegwerfenswert« zu teilen. Nach wel­chen Kriterien Mails als Spam bewertet werden, muss einen dabei eigentlich nicht interessieren, solange die Sache mit dem Sortieren klappt.
Interessant wird die Sache mit den Kriterien jedoch, wenn man plötzlich selber bei einem Anbieter auf der Spammer-Liste gelandet ist. Die Mail sei Spam wegen zu vieler Leerzeichen, zu vieler Absätze und zu kurzer Sätze.
Warum der Mailanbieter Wert auf längliche Konversationen legt statt die kurze Mitteilung: »Ok. (Absatz) 22 Uhr im Trödler« zu akzeptieren, ist ein Geheimnis, das dringend der Aufklärung bedarf. Telefonisch, natürlich, und so entspinnt sich am nächsten Tag folgender Dialog:
»Was geht Sie eigentlich an, wie viele Absätze ich in meinen Mails mache?« – »Nichts, natürlich.« – »Dann möchte ich gern wissen, warum meine Mail von Ihnen als Spam bewertet wurde.« – »Was war denn als Grund angegeben?« – »Zu viele Absätze. Und zu viele Leerzeichen. Und zu kurze Sätze.« – »Nun, das sind Krite­rien, nach denen der Spamfilter arbeitet.« – »Das sind dumme Kriterien.« Mit etwas Engagement kann man ein solches Gespräch sehr lange ausdehnen, was man aber natürlich nicht tun sollte, wenn man die kostenpflichtige Hotline erwischt hat. Immerhin, nun steht fest, warum die Viagra-Werbung, die es durch den Spam­filter geschafft hat, immer so ausnehmend lang ist. Sie hat nämlich genau die richtige Menge Absätze. Und Leerzeichen. Und Sätze.