Grönland driftet ab

Autonomie durch mehr Mitspracherechte; mehr Selbständigkeit, aber vorerst keine Trennung: Die Positionen der neuen grönländischen Linksregierung zu dem liebevoll "Mutterland" genannten Dänemark wollen nicht so recht zueinander passen. Und doch passen sie zu den beiden Regierungsparteien, die wiederum von der politischen Ausrichtung her gut, programmatisch aber eher schlecht zusammen passen.

Als Sieger aus den Parlamentswahlen der vergangenen Woche ist die sozialistische Partei Inuit Ataqatigiit hervorgegangen. Sie setzt sich, wenn man ihrem Programm und Äußerungen der Parteispitze Glauben schenken darf, dafür ein, daß aus der größten Insel der Welt irgendwann einmal ein großer Staat werden soll. Der Koalitionspartner, die sozialdemokratische Siumut-Partei, hat zwar Stimmen verloren, bleibt aber stärkste Partei im Parlament von Nuuk. In ihrem Programm ist von der Eigenstaatlichkeit Grönlands jedoch keine Rede, dafür von Autonomie und einem guten Verhältnis zu Dänemark.

Das aber hat trotz umfangreicher Finanzhilfen aus Kopenhagen gelitten, seit bekannt wurde, daß US-Militärbasen auf Grönland zeitweise auch als Atomwaffenstützpunkte genutzt wurden - mit dem Wissen der dänischen, nicht aber der grönländischen Regierung. Eine gemeinsame Kommission dänischer und grönländischer Politiker soll nun prüfen, wie die Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheitspolitik wieder verbessert werden kann.