Alternative Lebensformen

Agenten, Agenten

Ins Sommerloch des letzten Jahres streute die taz das Gerücht, der Hamburger Altlinke Thomas Ebermann sei für den damals noch vakanten Posten als PDS-Bundestagskandidat im Prenzlauer Berg im Gespräch. Der für seine PDS-Abstinenz bekannte Hanseat hatte für diese Meldung nicht einmal ein Dementi übrig, und die PDS holte mit der garantiert ostigen Petra Pau das Abgeordnetenmandat.

Trotzdem scheinen Westimporte der Partei das Leben schwer zu machen. Sogar eine Ausstellung über die Geschichte der Freigeistigen Bewegung blieb nicht von deren Kritik verschont. Das zumindest behauptet Jürgen Eger in der aktuellen Nummer des ostidentitären Blättchen. "Querelen um einen Jugendclub, angeblich faschistisch unterwandert, banden monatelang einen Gutteil der politischen Kräfte der PDS-Fraktion. Und nun geistert die angebliche faschistische Ausstellung der bösen Gottlosen durch die Wandelgänge und Zeitungsspalten."

Schon im Januar hatte ein Willibald Jablonski in der Prenzlberger PDS-Zeitung geklagt: "Es gab da schon eine Strategie der Stasi (auch bei anderen Geheimdiensten nicht unbekannt), die nennt sich 'Desorientierung und Destabilisierung'. Da gibt es einen Bürgerdeputierten, der dem Bund der AntifaschistInnen/Die PrenzelbergerInnen (BdA/Pb) angehört, für die PDS in der BVV wirkt, ihr aber nicht angehört. Der BdA/Pb war es, der die Breitseite wegen der akzeptierenden Jugendarbeit (...) abschoß (...). "

Wie konnten die Antifas öffentlich behaupten, der Jugendtreff auf dem Bezirksamtsgelände Prenzlauer Berg habe sich zum Anlaufpunkt für Neonazis entwickelt? Wo doch eine breite Kiezkoalition von CDU bis PDS festgestellt hat, daß es im Stadtteil gar keine Nazi-Szene gibt? Haben die Antifas nicht bedacht, daß der PDS-Jugendstadtrat Kleinert für den Treff verantwortlich ist? Wie konnten sie dann noch monieren, in einer Ausstellung über die Freigeistige Bewegung im stadtteileigenen Museum sei deren Verstrickung in die völkische Bewegung ausgespart geblieben?

Wo doch der verantwortliche PDS-Stadtrat unisono mit den Freigeistigen erklärte, zumindest in Prenzlauer Berg sei die Bewegung frei von braunen Flecken. Am letzten Mittwoch sollte im PDS-Wahlkreisbüro darüber diskutiert werden.

Wegen "technischer Probleme" standen die Räume in der Oderberger Straße plötzlich doch nicht zur Verfügung. Die Veranstaltung mußte in eine Kiezkneipe ausgelagert werden, in der man noch vor zwei Jahren stolz gewesen sein soll, kein Schwäbisch oder Hessisch hören zu müssen. Der Referent sprach hochdeutsch. "Sagen Sie mir, von wem Sie bezahlt werden", wollte ein Mann mit sächsischem Akzent wissen.