Wackelpudding im Wendland

Mit einem Strauß verdorrter Sonnenblumen begrüßten sie ihren Umweltminister, mit einer Portion rot-grünem Wackelpudding entließen die Atomkraftgegner Jürgen Trittin auch wieder - nach dreistündiger Befragung. Der Minister war zurückgekehrt an die Stätte seiner einstigen Proteste, um den Wendländern zu versichern, daß er die Erkundung des Gorlebener Salzstocks möglichst zügig unterbrechen werde. Zu wenig, meinten die rund 600 Zuhörer: Wenn Trittin von Ausstieg sprach, meinten sie "sofort, sofort, sofort", wenn er auf Verpflichtungen gegenüber Frankreich und Großbritannien bei der Wiederaufarbeitung von Atommüll insistierte, schallte es aus dem Saal: "Erst abschalten, erst abschalten".

Einen Tag nach dem Besuch Trittins machte das niedersächsische Umweltministerium alle Bemühungen des Bundesumweltministers um Konsens mit den Atomkraftgegnern zunichte. Am Freitag hob das Ministerium eine Verfügung auf, mit der im Mai 1998 die Annahme von Castor-Behältern in Gorleben und deren Beladung in den vier Atomkraftwerken des Landes untersagt worden war. Damit dürfen in dem Zwischenlager wieder Behälter mit hochradioaktivem Atommüll eingelagert werden.