Geschundene Sudeten

Wenn Erika Steinbach, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, dem tschechischen Ministerpräsidenten Milos Zeman vorwirft, er habe eine "unglaubliche Menschenverachtung für die geschundenen Sudetendeutschen" an den Tag gelegt, so wäre das wohl kaum der Erwähnung wert. Daß sich nun aber auch Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und die SPD-Bundesvorsitzende Renate Schmidt den aggressiven Tönen der Vertriebenen-Chefin anschließen, verdient dann doch eine gewisse Aufmerksamkeit. Unisono forderten sie von Zeman, seine Gleichstellung von Sudetendeutschen mit Kommunisten und Rechtsradikalen zurückzunehmen. Finanzminister Theo Waigel (CSU) wollte gar eine Entschuldigung vom tschechischen Präsidenten hören. Dabei hatte dieser lediglich die Besetzung des deutsch-tschechischen Gesprächsforums kritisiert: "In diesem Kreis sollten Menschen sein, die die gemeinsame Aussöhnungserklärung unterstützen." Von Gleichsetzung könne sowieso keine Rede sein, stellte der Prager Regierungssprecher Libor Roucek nach der gesamtdeutschen Empörung klar. Zu Recht: Zeman hatte nur angemerkt, genauso wie Tschechien keine Kommunisten oder Rechtsradikale für das Forum nominiert habe, hätte Bonn keine Mitglieder der Landsmannschaft entsenden sollen. Diese Kritik fand Sozialdemokratin Schmidt "absolut unzulässig".