Kalifornien vs. Schweizer Banken

120 Tageszeitungen in insgesamt 27 Staaten beehrte die Schweizerische Bankenvereinigung mit ganzseitigen Anzeigen, um der Welt zu verkünden, wie sehr sie sich angeblich bemühe, aus Deutschland geflohenen Juden bzw. deren Nachfahren beim Auffinden von sogenannten "nachrichtenlosen Konti" zu helfen. Nach den bereits im Juli veröffentlichten 1 872 Konten haben die Kreditinstitute jetzt noch einmal knapp doppelt soviele aufgetan, die ebenfalls Nazi-Verfolgten zuzuordnen seien. Umgerechnet sollen hier an die 79,3 Millionen Mark lagern. Die genauen Angaben darüber will die Bankenvereinigung ab 29. Oktober per Homepage im Internet sowie mittels gebührenfreien Telefonnummern in 30 Ländern an die Betroffenen weitergeben. Nach wie vor ist das aber nur ein Teil der "verschollenen" Konten. Mehr als 60 000 sollen noch bei den Schweizer Banken verzeichnet sein.

Für den US-Staat Kalifornien kommen die plötzlichen Bemühungen viel zu spät. Am 14. Oktober erklärte der dortige Schatzmeister, Kalifornien werde die Geschäfte mit Schweizer Banken aussetzen, bis völlige Aufklärung über die Bereicherung an jüdischen Konten erfolgt sei. Zuvor hatte bereits die Stadt New York ihre Geschäftskontakte zur Schweizerischen Bankgesellschaft (UBS) eingefroren. Grund dafür war die Äußerung des UBS-Ehrenvorsitzenden Holzach, die Schweizer Banken seien das Opfer einer "jüdischen Verschwörung".