Für jeden was dabei: die Plauderei der Podcasts

Endloses Labern

Podcasts galten zunächst als ein Weg, die Medienöffentlichkeit zu demokratisieren. Doch das Dauergelabere, die vermeintliche Authentizität der Betreiber und die banalen Inhalte sorgen dafür, dass in den meisten Podcasts zwar viel geredet, aber nichts gesagt wird.

In Stephan Krass’ erhellendem Buch »Radiozeiten. Vom Ätherspuk zum Podcast« tauchen Podcasts erst im letzten Kapitel auf. Im Rahmen seiner Darstellung erscheinen sie als Modell der Zukunft, das die Gegenwart längst erobert hat, und doch auch als Rückkehr zu den Anfängen des Radios. 

Podcasts weisen voraus, weil sich mit ihrem Aufstieg das Medium Radio aus der organisierten Moderne verabschiedet, in der das Hören an das vorgegebene Programm gebunden war, und sich auf die Logik neoliberaler Spätmoderne eingelassen hat, in der das Subjekt auf der Grundlage eigener Vorlieben und Bedürfnisse seinen Konsum selbst »kuratiert«, flexibel und geschmeidig eingefügt in das, was vom Alltag noch übrig ist.

Der Konsum ist nicht länger gebunden an das Radio, sondern wird gleichsam ortlos, weil er mit den Mobilgeräten am Ohr der Menschen klebt, wo auch immer sie sind, und er wird zeitlos, weil alles zu jeder Zeit gleichermaßen abrufbar ist. Auf die Anfänge des Radios wiederum verweisen die Podcasts Krass zufolge, weil sie das mit der Präsenz der Stimme verbundene Authentizitätsversprechen aufgreifen und durch den »Live«-Charakter, der viele von ihnen auszeichnet, auf die Spitze treiben: Die freie, ungebundene Rede, das Erzählen statt der stilisierten Radioansprache realisiere, was das Radio einst versprach, nämlich dabei zu sein. 

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