Eine Feldstudie über das Daddeln am Meer

Smombies am Strand

Kolumne übers Spazierengehen. Wie man den Smartphone-­Abhängigen und der restlichen Unruhe im Urlaub entkommt.

So manchem Handynutzer scheint seine gesamte Umwelt nur als Kulisse für die Selbstinszenierung zu existieren. Der Hass darauf aber ist meist nicht viel besser, hat er doch oft eine moralinsäuerliche Note. Anstatt zu verstehen, dass Smartphones aus dem alltäglichen Leben nun mal nicht mehr wegzudenken sind, halten einige eine angebliche Realität hoch, die man möglichst ohne technische Geräte genießen solle.

Intime Gespräche werden per Videocall in der S-Bahn abgehalten, mit unfreiwilligem Publikum, die zu Statisten der unverhohlenen Selbstoffenbarung werden müssen.

Manche übertreiben es aber auch mit dem Alltäglichen: Mittlerweile ist es leider zur Gewohnheit geworden, in Bus und Bahn Videos zu schauen, ohne dabei etwa Kopfhörer zu verwenden. Wieso auch? Schließlich könnten sich ja auch andere für den spannenden Inhalt interessieren. Intime Gespräche werden per Videocall in der S-Bahn abgehalten, mit unfreiwilligem Publikum, die zu Statisten der unverhohlenen Selbstoffenbarung werden müssen.

Um einen erholsamen und ruhigen Urlaub abseits der Beschallung genießen zu können, bedarf es einiger Anstrengungen. Denn egal wo man sich auf der Erde befindet, überall ist man den »Smombies« aus­geliefert, die für den besten Insta-Shot so ziemlich alles unternehmen würden.

Reißaus nehmen in die Steilhänge

So zum Beispiel auch an »einem der schönsten Strände Maltas« – so zumindest wurde er angepriesen. Neben Menschenmassen gibt es einen kleinen Abschnitt, wo die gays abhängen – ein perfekter Ort für eine seri­öse Feldstudie. Nach fünf Minuten trifft eine Gruppe Mädels ein; weiter nicht schlimm, würden sie nicht furchtbare Musik mit einer mitgebrachten Soundbox hören. Also erst mal Reißaus nehmen in die Steilhänge neben dem Strand.

Nach etwa einer halben Stunde dann plötzlich Unruhe: Jemand ist im Wasser nahe den Felsen verunglückt. Ein Rettungsboot kommt angezischt, mehrere Sanitäter sind im Anmarsch, sie laufen den gay-Strand entlang. Es dauert keine fünf Minuten, da stehen die Ersten auf und laufen mit ihren Smartphones in den Händen der Rettungscrew hinterher, allen voran einer im Stringtanga. Beim Vorbeilaufen ruft er aufgeregt: »Did someone fall down?«

Immer mehr Leute laufen nun Richtung Unfallstelle. Für einen kleinen Moment reißt die Realität die Leute aus ihrer Entspannung – oder aus der virtuellen Welt ihrer Geräte. Um also wirklich einmal Ruhe zu haben, bleibt wohl nur die Flucht ins Hotelzimmer – um dort entspannt auf dem Handy zu daddeln.