Eine Tour über den Campus von Princeton

Fast wie in Hogwarts

Kolumne übers Spazierengehen. Auf einer Tour durch die Ivy-League-Universität Princeton.

Wer nicht in den Genuss höherer oder, sagen wir es geradeheraus, elitärer Bildung gekommen ist, muss nicht verzagen, denn diese Kolumne gewährt dem gemeinen Leser Abhilfe, und zwar in Form eines exklusiven Einblicks in die Welt der Schlauen und Reichen: Welcome to Princeton!

Wer es einmal ins Land der unbegrenzten Wahnsinnigkeiten geschafft hat, sollte sich eine self-guided tour auf einem der prestigeträchtigsten Campusgelände der USA, gelegen in New Jersey zwischen New York City und Philadelphia, auf keinen Fall entgehen lassen. Schon die Anreise gleicht einer Fahrt in sagenumwobene Fabelwelten. Auf den breiten, braunen Ledersitzen der öffent­lichen Bahn, der man mit viel Phantasie Ähnlichkeit mit dem Hogwarts Express nachsagen kann, wird man ganz bequem zum Ort der Erkenntnis kutschiert.

Was unternahm Ex-Prof Einstein wohl bei dieser Hitze, um sein Gehirn zu genialen Ergüssen zu be­fähigen?

Einzig die hohen Temperaturen, die schon in frühen Morgenstunden zu schwindelartigen Gemütszuständen führen können, schmälern das Erlebnis der Zugfahrt zur hochgeschulten Elite etwas, bleibt der Allerwerteste doch gleich am Sitzpolster kleben – Geistesblitze ade. Was unternahm Ex-Prof Einstein wohl bei dieser Hitze, um sein Gehirn zu genialen Ergüssen zu be­fähigen? Zum Glück gibt es auf dem Campus Wasserspender. Bequemes Schuhwerk sollte man allemal bei der Erkundung tragen, denn das Uni­gelände ist wie so vieles in den USA überdimensional groß.

Was hat der Campus zu bieten für die Studierenden, die jährlich je 80.000 US-Dollar in die Kassen der privaten Universität spülen? Als Mitglied der Ivy League, der renommiertesten Athletenliga der US-Hochschulen, wird hier nicht nur gepaukt: Auch der Körper kann gestählt werden.

Bogengänge im neugotischen Stil 

Für das full body workout gibt es ein eigenes Schwimmbad, ein Eishockeystadion und natürlich darf der Ruderclub nicht fehlen. Geistige ­Inspiration bietet wiederum das unieigene Kunstmuseum. Bevor es ­allerdings im Wintersemester weitergeht, werden diese neueren Bauten renoviert. In den Bogengängen der im neugotischen Stil gehaltenen Fakultätsgebäude schießen Touristen fleißig Fotos.

Studiert man hier, fühlt man sich wohl wie in Hogwarts. Es würde nicht verwundern, wenn Dumbledore um die Ecke biegt. Aber von Stars und Sternchen der Privatuni keine Spur. Dafür gibt es Porträts von ­Absolventen. Neben Michelle Obama und F. Scott Fitzgerald findet sich auch Jeff Bezos – Letzterer fast so ulkig wie Dumbledore.