Mahnwache im Kiez
»Es ist fürchterlich. Ich habe Angst, dass sich die Geschichte wiederholt«, sagt die 50jährige Silke aus dem Helmholtz-Kiez im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. Sie engagiert sich seit Monaten bei der Nachbarschaftsinitiative »Unsere Straße bleibt hell« gegen Rechtsextremismus, ihren vollen Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. »Die zentrale Frage ist für mich: Warum wacht die Gesellschaft nicht auf? Wieso gibt es nicht mehr Teilnehmer bei den Protesten?
Dass es nicht reicht, selbst nicht die AfD zu wählen, um sie aufzuhalten, dürfte nun endgültig klar sein«, ist ihr Fazit nach der Wahl zum Europäischen Parlament am 9. Juni. Bei dieser wurde in Deutschland die AfD nach der CDU zweitstärkste Kraft, sie erhielt 15,9 Prozent der Stimmen und somit 15 Sitze.
Seit Anfang des Jahres ein als geheim geplantes Treffen in einem Potsdamer Hotel publik wurde, bei dem Unternehmer und Mitglieder von AfD, CDU sowie Werteunion mit Martin Sellner von der extrem rechten Identitären Bewegung unter dem Stichwort »Remigration« Deportationspläne für Millionen Menschen geschmiedet hatten, sind in Berlin verschiedene Nachbarschaftsinitiativen »gegen rechts« entstanden. Sie alle eint der Wunsch, die Energie der Großdemonstrationen gegen die AfD im Januar und Februar nicht einfach wieder verfliegen zu lassen. Damals demonstrierten im ganzen Land Hunderttausende.
»Die Idee ist ja, den Leuten das Engagement gegen Rechtsextremismus und für Demokratie direkt vor die Haustür zu bringen.« Anne Adam, Unsere Straße bleibt hell
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