Entreichert euch!

ich-ag der woche

In manchen Karrieren spiegelt sich das Schicksal einer ganzen Generation. Wie im Falle des Jungunternehmers Lars Windhorst, dessen abwechslungsreiche Laufbahn gleich eine ganze Dekade illustriert: »Bereichert Euch!« hieß die Losung der New Economy im vergangenen Jahrzehnt, und Windhorst schien einer der ersten, der davon profitierte.

Mit 16 brach er die Schule ab, um mit elektronischen Bauteilen zu handeln. Danach begann sein rasanter Aufstieg. Drei Jahre später meldete seine Windhorst-Gruppe einen Umsatz von 180 Millionen Mark. Bekannt wurde er durch seine Asienreise mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, der ihn als glorreiches Vorbild für die Jugend präsentierte. »Deutschland braucht mehr Wunderkinder wie ihn«, sagte Kohl damals.

Doch statt Wunder schuf Windhorst vor allem Pleiten. Seine spektakulären Großprojekte, wie etwa die »Windhorst-Towers« in Vietnam, entpuppten sich als Flops. Nachdem sich seine Asiengeschäfte in Luft aufgelöst hatten, gründete er vor drei Jahren in Berlin eine neue Firma, die er auf Finanzdienstleistungen spezialisieren wollte. Nun ist er angeblich mit mehr als neun Millionen Euro verschuldet und hat einen Offenbarungseid geleistet. »Ich hatte Probleme, meinen Fokus zu finden. Vor lauter Tatendrang habe ich zu viele Dinge parallel angefangen«, meinte er kürzlich. Mit 26 Jahren entdeckt er jetzt neue Weisheiten: »Was zählt, sind nicht die großen Projekte, sondern was unter dem Strich übrig bleibt.« In seinem Falle ist es: nichts.

anton landgraf