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Schluss jetzt mit dem Alkoholismus! Beim Betriebsausflug nach Dänemark im Sommer 1998 gab's Aquavit nicht unter zwei Flaschen am Abend. Ein Jahr später in Polen Wodka bis zum Abwinken. Wieder zwölf Monate darauf in Italien: Grappa, Grappa, Grappa. Und erinnern Sie uns nicht an Kroatien und den selbst gebrannten Loza von Vinko*, dem Hitler- und Willy-Brandt-Fan, der unser Hauswirt war.

Soll das auf ewig so weitergehen? Soll unsere Leber bald so aussehen wie die Niere von Ussama bin Laden? Alkohol ist der Untergang der schreibenden Zunft.

Da wir aber, ohne von der Muse geküsst zu sein, niemals das vollbringen könnten, was uns hier wöchentlich abverlangt wird, bleibt uns in diesem Jahr nur noch eine Chance: die Niederlande. Nein, natürlich nicht wegen irgendwelcher Hochzeitsfeiern im königlichen Jet-Set. Auch nicht wegen der Windmühlen, der Gen-Tomaten oder der liberalen Euthanasiepolitik. Sondern wegen der so genannten Kaffee-Läden.

Die gibt es dort in fast jeder Stadt. Die Kaffeesorten heißen Carribean Sunrise, Flash 3 000, Bubble Trouble oder Green Browser. Und stündlich kommt eine neue dazu. Allgemeen Dagblad, Super Ajax oder Vincent van Gunjah. Das Zeug ist in den Niederlanden so verbreitet wie bei uns die Currywurst. Nur ein bisschen billiger. Dosenmüll fällt auch nicht an.

Aber nicht nur das Vergnügen wird in den Niederlanden groß aufgerollt, auch das Denken kommt nicht zu kurz. Im Land der Tulpen lässt sich viel über die Vergangenheit lernen. In jeder Stadt steht ein Mahnmal gegen die Deutschen. Man geht in sich. Und das kann bewusstseinserweiternd sein. Man denkt über die Maas nach. Und über die Memel. Bondsrepubliek Duitsland. Wie sich das anhört. Dann doch lieber Deichbau und Anbau. Man freut sich wieder, Nachbarn zu haben. Die Niederlande, das Jamaica Europas. Perle der Nordsee. Amsterdam, du Venedig des Nordens! Rotterdam, du Bochum am Atlantik! Smakelijk!

*Name von der Redaktion nicht geändert