Neues aus Hamburg

Wofür lieben wir den Spiegel? (Außer für die Augstein-Kommentare) - Für die Reportagen und für das maßvolle Prognostizieren des Studienrats-kompatiblen Montag-Abend-Weltuntergangs. Wer sich dafür nicht mehr durch den ganzen Rest des Nachrichtenmagazins lesen will, ist jetzt mit Spiegel-Reporter auf der sicheren Seite. Nicht gerade der frischeste Titel, auch nicht das frischeste Layout - aber die Texte lassen keine Wünsche offen.

Berliner Schrebergärtner am Rande des Potsdamer Platzes im Kampf gegen die Investoren-Invasoren, Westberliner Besitzstandswahrer als Verlierer der Einheit. Zwei Spiegel-Reporter quartieren sich für eine Woche in einem bolivianischen Gefängnisdorf ein - einer riesigen Knastsiedlung ohne Wächter, außer an den Toren, die rein oder raus führen. Zwei Deutsche unter Mördern, Vergewaltigern und Drogendealern. Dann ein Text über Donald Trump, seines Zeichens größenwahnsinniger Milliardär, dem bisher immer alles gelang, und der jetzt Präsident werden möchte. Außerdem ein Hintergrundbericht über die Söldnerkriege der Zukunft: (West-)Europa als Insel der Seligen, umgeben von einer mordenden und schlachtenden Welt, wo Söldner Ameisenbomben in Häuser hineinlaufen lassen, nachdem unbemannte Luftaufklärer namens "Schwarze Witwe" in das Gebäude hineingeflogen sind und die Lage ausgekundschaftet haben. Skrupellose Gesellen, die für eine Handvoll Dollars zu allen Untaten bereit sind, wohin man blickt. Die Amerikaner bereiten sich übrigens schon drauf vor, die Deutschen natürlich noch nicht (dafür funktioniert es dort aber auch nicht).

Und als Krönung: Die Demontage der Süddeutschen Zeitung. Haben keine Korrektoren. Haben keine Dokumentaristen. Recherchieren nur, wenn der Rotwein alle ist. Und glauben auch noch, sie würden die beste Zeitung der Welt machen. Wo doch allen klar ist, dass nur ein Nachrichtenmagazin aus Hamburg 50 Dokumentaristen und 250 Redakteure beschäftigt, nur um "Fehler in den Artikeln der Kollegen zu finden".

Aber: Von Gesprächen zwischen Harald Schmidt und Joseph Fischer möchten wir dann doch verschont bleiben.