Weihnachten statt Zuckerernte

Warum der 25. Dezember wieder als offizieller Feiertag eingeführt werden soll.

Zahlreiche Christen im In- und Ausland haben Interesse an der Frage gezeigt, welche Position Kuba in diesem Jahr gegenüber dem Weihnachtsfest einnehmen würde. Ausgehend von den politischen und revolutionären Prinzipien, die unseren Kampf für nationale Befreiung und für den Aufbau des Sozialismus in unserer Nation immer diktiert haben, sowie von Kubas Beitrag zur Errichtung einer gerechten und auf Gleichheit basierenden sozioökonomische Ordnung, hat das Politbüro die Angelegenheit äußerst gewissenhaft und gründlich analysiert. Im Namen der Kommunistischen Partei Kubas möchte das Politbüro Folgendes feststellen: Wie jeder in unserem Land weiß, und wie die Geschichtsschreiber der Revolution bestätigen können, wurde der 25. Dezember als gesetzlicher Feiertag überhaupt nicht aus einem antireligiösen Gefühl heraus ausgesetzt, wie gewisse Personen im Ausland in verräterischer Absicht Glauben machen wollten. Dies geschah zu Beginn der Zuckerernte 1970, als das Land eine gewaltige Anstrengung unternahm, um das Produktionsziel von zehn Millionen Tonnen Zucker zu erreichen, wofür von November 1969 an Hunderttausende von Arbeitern aus dem ganzen Land mobilisiert wurden, da es damals noch keine Erntemaschinen gab und 90 Millionen Tonnen Zuckerrohr ganz von Hand geerntet werden mußten. Wir waren gezwungen, traditionelle Feste, die Ferien zum Jahresende und eine ganze Reihe weiterer Aktivitäten auszusetzen und auf die heißesten Sommermonate zu verschieben, auf eine Jahreszeit also, während derer man traditionell und gewohnheitsmäßig Erholung sucht, Ferien macht und die Strände und Meere der Insel genießt.

Die Gastfreundschaft und der warmherzige Empfang, der Papst Johannes Paul II. während seines Besuchs in unserem Land bereitet wurde, zeigten der Welt ein eindrucksvolles Bild der Reife, Kultur, Disziplin und Organisation unseres Volkes, von seinem moralischen Mut, seinem Selbstvertrauen und seinen fortgeschrittenen intellektuellen und politischen Fähigkeiten. Die unmißverständliche Bestätigung des illustren Besuchers, daß die restriktiven ökonomischen Maßnahmen, die von dritter Seite über Kuba verhängt wurden, ungerecht und moralisch nicht zu rechtfertigen sind; die Erklärungen zahlreicher Bischöfe der Römischen Synode, die sich eindeutig kritisch zu Auslandsverschuldung, Armut, sozialer Ungleichheit und der ungerechten Verteilung des Reichtums auf unserem Kontinent äußern; die vielfachen Solidaritätsbezeugungen, Medikamentenspenden und die Verurteilung der Blockade durch zahlreiche religiöse Institutionen der verschiedensten Bekenntnisse; die Zusammenarbeit zwischen katholischen Priestern, protestantischen Pastoren und dem Personal des öffentlichen Gesundheitssektors, die mit großer Selbstlosigkeit zusammenarbeiteten, als der Hurrikan Mitch schlimme Opfer forderte; die 2 000 - und, falls nötig, sogar mehr - Ärzte, die Kuba denjenigen Ländern, die von dieser einzigartigen Katastrophe betroffen waren, gratis anbot, sowie die 5 500 Medizin-Studienplätze, die wir der Jugend dieser Länder für eine Dauer von zehn Jahren zur Verfügung stellten; die Empfänglichkeit dieser Völker und Regierungen und ihre Anerkennung und Dankbarkeit für den selbstlosen Einsatz unseres Volkes - all das zeigt, welche Veränderungen in der Welt vor sich gehen und welche großartigen Möglichkeiten alle Menschen guten Glaubens haben, jenseits aller politischen, ideologischen und religiösen Differenzen zum Wohle der Menschheit zusammenzuarbeiten. (...)

An diesem ruhmreichen, siegreichen und heroischen Punkt in der Geschichte unserer Nation trägt jede Bezeugung der Rücksichtnahme und des Respekts für die allergesündesten Gefühle und Wünsche unserer Bürger zur Einheit unseres Volkes bei. Obwohl ein gesetzlicher Feiertag mitten in der Spezialperiode - und während die jede Versöhnung verhindernde Wirtschaftsblockade anhält - bedeutet, mehrere zehn Millionen Pesos an Löhnen und an verlorener Produktion von Gütern und Dienstleistungen zu opfern, schlägt die Kommunistische Partei Kubas im vollen Bewußtsein der Tatsache, daß alles, was zur unlösbaren Einheit unseres Volkes beiträgt, auch die Revolution und ihren bewundernswerten und heroischen Kampf für eine bessere Welt stärkt; im absoluten Vertrauen darauf, daß die Kosten mit unserer eigenen täglichen Arbeit und durch die stark verbesserte Effizienz, die wir im Ressourcenmanagement umzusetzen gedenken, in vollem Ausmaß wieder eingebracht werden können; eingedenk der Tatsache, daß unser ganzes Volk am Vorabend des vierzigsten Jahrestages des Triumphs der Revolution gleichermaßen einen Tag der Ruhe und der Familientreffen genießen wird, und nachdem vorher der Ratschlag und die einmütige Zustimmung der Repräsentanten der verschiedensten christlichen und nicht-christlichen religiösen Gruppierungen in Kuba eingeholt wurde, dem Staatsrat vor, daß von diesem Jahr an der 25. Dezember von Christen und Nicht-Christen, Gläubigen wie Nicht-Gläubigen, als Feiertag angesehen werden sollte.

Dieser Beschluß des Politbüros der KP Kubas wurde in der Granma internacional (englischsprachige Ausgabe) vom 10. Dezember 1998 veröffentlicht