Chefs bleiben Chefs, wie unterschiedlich sie auch sein mögen

Wer ist hier der Boss?

Kolumne »Schicht im Schacht« Von Vera Dracke

Chefs sind wie Pokémon: In unter­schiedlichen Formen und Farben, jede:r mit eigenen Macken und meist eingebildeten Kräften.

Die Arbeitswelt ist ein Ort voller Herausforderungen, Überraschungen und – natürlich – Chefinnen und Chefs. In der Regel nerven alle, wenige leisten gute Arbeit. Sie sind wie Pokémon: In unter­schiedlichen Formen und Farben, jede:r mit eigenen Macken und meist eingebildeten Kräften. Und alle ­irgendwie darauf aus, dich entweder zu fördern oder zu foltern.

Da wäre zum Beispiel der Typ Diktator. Dieser hat das »Ich bin hier der Chef!«-Gen offenbar bereits in seinem Erbgut mitbekommen. Seine Vorstellung von Teamarbeit? Du arbeitest, er befiehlt. Wenn du denkst, dass du eine eigene Meinung haben könntest, denk nochmal nach – und zwar in der Kaffeepause. Gewerkschaften sind ihm ein Dorn im Auge. Aber keine Angst, er sorgt dafür, dass du bei der Arbeit nie den Überblick verlierst, schließlich kennt er das Ziel ja ganz genau.

Kennst du das Gefühl, beobachtet zu werden? Das ist nicht die Kamera in der Ecke – das ist der Mikromanager.

Wenn du auf der Suche nach einem Chef bist, der mehr Meetings veranstaltet als eine Politikerin auf Wahlkampftour, dann bist du beim Typ demokratischer Debattierer richtig. Jedes kleine Problem wird mit dem gesamten Team diskutiert und analysiert. Der demokratische Chef möchte, dass alle sich einbringen, bis du dich fragst, ob das eigentlich ein Brainstorming oder eine kommunikative Form der Wassertropfenfolter ist. Am Ende entscheidet er dann aber immer noch selbst.

Dann wäre da noch der Laissez-faire-Typ. Willkommen im Urlaub – äh, Büro! Dieser Chef weiß nicht nur, wie man Mitarbeiter in Ruhe, sondern auch, wie man sich selbst möglichst selten blicken lässt. Entscheidungen überlässt er anderen. Für Pro­blemlösungen ist das Team sicher schlau und selbständig genug. Die Lorbeeren heimst er trotzdem ein.

Kennst du das Gefühl, beobachtet zu werden? Das ist nicht die Kamera in der Ecke – das ist der Mikromanager. Dieser Typ Chef weiß genau, wann du ­deinen letzten Kaffee geholt und um wie viele Millimeter du den Text eingerückt hast. Sein größter Alptraum ist, dass du eigenständig denkst. Sein Ziel besteht darin, sicherzustellen, dass du es nicht tust. Der Typ ist ein echter Kon­trollfreak!

»Ich habe da eine Idee!«

Der Coach-Chef ist der, der dich fragt: »Wo siehst du dich in fünf Jahren?« Und das vielleicht auch wirklich wissen will. Er will dein Mentor sein, dein persönlicher Cheerleader. Aber Vorsicht! Gerade hier wird der Typ zum Papi-Macker (auch die Ehrgeiz-Mama gibt es übrigens). Und manchmal verschwimmt die Grenze zwischen Unterstützung und Dauer-Coaching, bis du dich fragst, ob du wirklich eine Angestellte oder doch nur die ewige Prak­tikan­tin in einer Art unendlicher Lebensschule bist.

Der Chef vom Typ Visionär sieht nicht nur das große Ganze – er malt es in den buntesten Farben. Sein Lieblingssatz? »Ich habe da eine Idee!« Was folgt, ist ein Sturm von Inspiration, während du verzweifelt versuchst, den Boden unter den Füßen zu behalten. Die Umsetzung seiner Vision? Nun ja, die Details sind nicht so wichtig. Hauptsache, ihr fliegt mit ihm in die stratosphärischen Höhen des Unternehmens­himmels.