Schwermütiger Soundtrack - über »Lives Outgrown« von Beth Gibbons

Zu vorhersehbar

Musikrezension Von Jana Sotzko

Schwere Themen wie Tod, Abschied, Mutterschaft und Menopause beeinflussten der Sängerin zufolge die über zehn Jahre entstandenen Texte und Kompositionen auf Beth Gibbons' »Lives Outgrown«. Doch das Album hinterlässt ein seltsames Gefühl von Nostalgie und Leere.

Mitte Mai erschien »Lives Outgrown«, das erste Soloalbum von Beth Gibbons, die mit der Trip-Hop-Band Portishead Musikgeschichte schrieb. Eile ist beim Hören des späten Debüts nicht geboten, vielmehr sind die zehn darauf enthaltenen Songs von einer solchen Zurückhaltung, dass sie für diesen und viele kommende trübe Sommer als schwermütiger Soundtrack in Frage kommen werden. Tod, Abschied, Mutterschaft und Menopause beeinflussten Gibbons zufolge die über zehn Jahre entstandenen Texte und Kompositionen.

Lee Harris spielt auf »Lives Outgrown« hörbar die wattigen Drums, die zusammen mit einem Sammelsurium an Folk-Instrumenten einen mit sanfter Hand geknüpften Klangteppich ­bilden, aus dem Gibbons’ markante Stimme stets hervorsticht, sich aber selten über enge Intervallgrenzen hinauswagt.

Mit den sample-lastigen Klassikern von Portishead haben sie wenig gemein, sondern knüpfen an Gibbons’ Album mit Rustin Man, »Out of Season« (2002), an. Dessen einstiger Talk-Talk-Bandkollege Lee Harris spielt auf »Lives Outgrown« hörbar die wattigen Drums, die zusammen mit einem Sammelsurium an Folk-Instrumenten einen mit sanfter Hand geknüpften Klangteppich ­bilden, aus dem Gibbons’ markante Stimme stets hervorsticht, sich aber selten über enge Intervallgrenzen hinauswagt. Zu den Ausnahmen gehören »Floating on a Moment« mit seinem Kinderchor und der gebrochenen Basslinie sowie »Whispering Love« mit ­seinen furchtlos kitschigen Flöten.

Zeitlos, besonders zeitgemäß oder ein wenig zu vorhersehbar? 

Man kann die an Nick Cave oder die jüngeren Alben Marianne Faithfulls erinnernde Kombination aus traditioneller Instrumentierung und atmosphärischer Melancholie zeitlos oder auch besonders zeitgemäß finden, sich aber bei allem gebotenen Respekt für Gibbons’ Status als Königin der gequälten Entrücktheit auch fragen, ob das Ganze nicht ein wenig zu vorhersehbar geraten ist.

Jede Dissonanz, alles Geräuschhafte in den aufwendig arrangierten Stücken wird schnell von schwülstigen Streichern zurückgedrängt. Es bleibt ein seltsames Gefühl von Nostalgie und Leere: »Gone too far to rewind/Too far to rewind«.

Beth Gibbons: Lives Outgrown (Domino Records)