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Die großen Comic-Schlachten

Microsoft. Onlinerollenspiele – so genannte Mmogs (Massive Multimedia Online Games) – sollen der große Hit der nächsten Jahre werden. Die Computerspielindustrie spricht von einem »äußerst zukunftsträchtigen Segment« und ist sich sicher, dass viele Menschen Spaß daran haben werden, über extrem schnelle Internetverbindungen an riesigen Game-Schlachten teilzunehmen, bei denen hunderte Spieler gegeneinander antreten. Eine Art Telefon-Schach für das Computerzeitalter also wird das sein.

Bisher allerdings findet die Schlacht lediglich unter den Spiele-Herstellern statt, und es scheint, dass sich der Softwareproduzent Microsoft gerade eine Poleposition gesichert hat. Microsoft schnappte sich die Exklusivrechte an den mehr als 5 000 Figuren des legendären Comic-Hauses Marvel für die Mmogs. Wann die Onlinerollenspiele marktreif sind, ist noch nicht bekannt. Erst kürzlich hatte sich Konkurrent Sony die LIzenzen für Superman, Batman und andere Figuren des Comic-Verlages DC gesichert. (her)

Kaufen und lesen

Buchhandel. Die Popliteratur der Neunziger war für viele Kritiker gleichbedeutend mit dem Niedergang der Literatur, im Buchhandel sorgte das Phänomen aber für Optimismus. Auch wenn die Jungschriftsteller keine Megabestseller ablieferten, sorgten sie doch insgesamt dafür, dass die Literatur auch wieder für neue Käuferschichten interessant wurde und sich bessere Laune in den Verlagen und Buchhandlungen breit machte. Diese Zeiten sind vorbei, auch der Boom der Hörbucher war zu kurz, um die Branche sanieren zu können. So beklagte man seit vier Jahren sinkende Umsätze im Leseland Deutschland.

Jetzt bejubelt der Buchhandel einen Aufwärtstrend in Form einer Zuwachsrate von 0,1 Prozent für das soeben ausgewertete Geschäftsjahr 2004. In Euro ausgedrückt, handelt es sich um ein Plus von 9 Milliarden. Das ist insgesamt ein bescheidenes Wachstum und spricht nicht unbedingt dafür, dass das Buchgeschäft ein Markt mit goldener Zukunft ist.

Am besten schnitt dabei noch der Versandbuchhandel ab, insbesondere das Online-Geschäft, was auch daran liegen dürfte, dass es immer weniger Buchläden gibt, in denen man sein Buch direkt kaufen kann. Zudem sind es die zu Aldi-Preisen verschleuderten Romane aus den Sondereditionen von Bild und von der Süddeutschen Zeitung, die zu dem Plus beigetragen haben.

Ob der zarte Aufwärtstrend sich im Jahr 2005 fortsetzt, ist noch nicht absehbar, hängt aber nicht unwesentlich von den Verkaufszahlen des soeben erschienenen neuen Harry-Potter-Bands ab, auf den der Buchhandel all seine Hoffnungen setzt. (her)

Wie sollen wir schreiben?

Rechtschreibreform. Es herrscht weiterhin akuter Reformstau, und das deutsche Rechtschreibwesen bleibt anarchisch und chaotisch. Kurz vor dem geplanten endgültigen Inkrafttreten der reformierten Reform am 1. August steigen die Bayern, die Niedersachsen und die Nordrhein-Westfalen aus dem Projekt wieder aus. An der Spitze der Reformverweigerer steht Edmund Stoiber, der die anderen Länder dazu aufforderte, es den Bayern nachzumachen und den Beschluss der Kultusministerkonferenz, die Neuregelungen verbindlich einzuführen, einfach zu ignorieren. Die Länderchefs kritisieren, es ergebe wenig Sinn, eine Reform einzuführen, die bereits zum Zeitpunkt ihres Inkrafttretens als reformbedürftig gilt. Schließlich haben die Kultusminister zugegeben, dass die Neuregelungen auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss seien, und Nachbesserungen angekündigt.

Der CDU ist mit der Rechtschreibreform ein prima Wahlkampfthema in den Schoß gefallen. Und man ahnt auch schon, mit welchen Worten Angela Merkel das orthografische Chaos kritisieren wird. »Die Reform«, wird sie sagen, »ist nicht aus einem Guss.« (her)

Bier ist Leben

Bayern. »No koin Tropfen g’frühstückt heit«, sagt der Bayer, wenn er den ganzen Tag über noch kein Bier getrunken hat. Wenn er mehr Durst als Hunger hat, räuspert er sich: »Des bissel, wos ma essen, kimma a trink’n.« Und im Bierzelt singt er gerne: »Bier her, Bier her oda i fall um!« Am besten kennt bekanntlich die CSU ihre bayerischen Landsleute. In der vorigen Woche stellte sie ihre Kompetenz in den wichtigsten Fragen, die das Bayerische betreffen, einmal mehr unter Beweis. Nachdem Edmund Stoiber (CSU) und Angela Merkel (CDU) ihren Plan bekannt gegeben hatten, nach einer gewonnenen Bundestagswahl die Mehrwertsteuer von 16 auf 18 Prozent zu erhöhen, forderte der CSU-Bundestagsabgeordnete Herbert Frankenhauser einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz auf Bier. »Bier ist ein Lebensmittel wie Brot oder Milch – und da gilt bekanntlich der halbe Mehrwertsteuersatz.« Sein Parteikollege Johannes Singhammer meinte: »Weniger Steuern auf Bier bedeuten mehr Konsum. Das wäre gut für Brauereien und Gaststätten.«

Den Nichtbayern, die sich über diese nüchternen Aussprüche wundern, sei gesagt, dass es in Zeiten, die nicht allzu lange her sind, in Bayern üblich war, mittags eine Biersuppe aufzutischen und quengelnde Kinder mit einem »Bier-Dutzi«, also einem in Bier getauchten Schnuller, ruhig zu stellen. Und ist Singhammers Analyse, dass das Biersaufen einen Aufschwung einleiten könnte, und sei es nur im Brauerei- und Gastgewerbe, nicht das Vernünftigste, was wirtschaftspolitisch in letzter Zeit vorgestellt wurde? Sozusagen weiß-blauer Keynesianismus? Wir von der Jungle World hätten jedenfalls nichts dagegen, wenn die CSU einen ausgibt. So eine Wirtschaftspolitik »daad uns scho schmeck’n«, wie der Bayer so schön sagt. Oins, zwoa, gsuffa! (sw)