Die Luft wird knapp
Tunis. Den Bewohnern von Gabès bleibt die Luft weg: Seit mehr als fünf Jahrzehnten leidet die Küstenstadt im Südosten Tunesiens unter enormer Umweltverschmutzung durch den staatlichen Chemiekonzern Groupe chimique tunisien (GCT). Die Emissionen der dortigen Phosphatfabrik führen zu Gesundheitsschäden, was in jüngster Zeit besonders auffällig wurde. Allein im vergangenen Monat wurden in den umliegenden Ortschaften mehr als 200 – vor allem junge – Anwohner wegen akuter Atemnot behandelt. Seit Ende September gehen die Menschen in Gabès deshalb auf die Straße.
Am 21. Oktober legten die Einwohner:innen ihre Stadt in einem konsequent durchgesetzten Generalstreik lahm. Dazu aufgerufen hatte die regionale Zweigstelle des tunesischen Gewerkschaftsdachverbands UGTT, unterstützt von lokalen zivilgesellschaftlichen Gruppen wie der NGO Stop Pollution. Am Samstag demonstrierten erneut Hunderte in Gabès und der Hauptstadt Tunis. »Es ist ganz einfach: Die Bewohner von Gabès wollen atmen«, sagte der Demonstrant Hani Faraj der Nachrichtenagentur Reuters. »Gabès stirbt einen langsamen Tod. Wir werden darüber nicht schweigen und unseren friedlichen Protest weiterführen.«
Präsident Kaïs Saïed spricht von »Umweltzerstörung« als Folge »krimineller politischer Entscheidungen« früherer Regierungen.
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