Helle Ellipsen dort am Himmel
Gerne hätte man mehr über sie erfahren, aber das Nachwort des Übersetzers Lacy Kornitzer verrät nicht allzu viel über die Biographie der jüdisch-ungarischen Autorin Teréz Rudnóy. 1910 im kleinen Ort Léva im ungarischsprachigen Süden der heutigen Slowakei geboren, veröffentlichte sie ab 1939 mehrere Romane.
Mit nur 37 Jahren ertrank Rudnóy 1947 in der Donau, ein Schicksal, das besonders erschüttert angesichts der Tatsache, dass Rudnóy der Mordmaschine der Nazis gerade erst entronnen war. 1944 war sie mit ihren Eltern, ihrem Ehemann, ihren beiden Kindern und ihrer Schwester nach Auschwitz verschleppt worden; nur sie und ihre Schwester überlebten.
Rudnóy gelingt es, sowohl die Angst der Getriebenen als auch die Auflösung der von den Deutschen erzwungenen Ordnung aufzuzeigen.
Westfalen, April 1945. Aus dem Vernichtungslager war Rudnóy zur Zwangsarbeit in ein Außenlager des Konzentrationslagers Lippstadt in Westfalen verbracht worden. Den Tag der Befreiung erlebte sie auf dem Todesmarsch in Richtung Bergen-Belsen. Die ersten 24 Stunden nach der Befreiung hat sie in dem Roman »Der Tag, an dem sie freikamen« literarisch verdichtet.
Posthum 1947 in Ungarn publiziert, wurde der erschütternde Bericht unter dem stalinistischen Regime weitgehend ignoriert. 2011 erschien er in einer Neuauflage in einem Budapester Verlag samt einem Nachwort von András Nyerges. Nun ist das Buch erstmals in deutscher Übersetzung erschienen.
»Der Tag, an dem sie freikamen« sei jedoch kein autobiographischer Roman, betont der Übersetzer im Nachwort. Manchmal wisse die auktoriale Erzählerin mehr als die Figuren, und manchmal sei es umgekehrt.
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