30.10.2025
Bastian Finke vom schwulen Antigewaltprojekt Maneo im Gespräch über gehäufte Sachbeschädigungen

»Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen«

Die Räumlichkeiten des LGBT-Vereins Mann-O-Meter in Berlin-Schöneberg wurden binnen weniger Wochen viermal zum Ziel von Vandalismus. Dort befinden sich eine Beratungsstelle und das schwule Antigewaltprojekt des Vereins, Maneo. Zuletzt wurde am Montag vergangener Woche die Tür mit einem Pflasterstein beschädigt. Die »Jungle World« sprach mit Bastian Finke, Leiter von Maneo über die Angriffe und darüber, wie es nun weitergeht.

In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober wurde die Tür Ihrer Beratungsstelle beschädigt. Was ist dem vorausgegangen? 
Wir wurden seit Anfang September kurz hintereinander mehrfach attackiert. Am 9. September gegen 16 Uhr wurde die Eingangstür eingetreten. Am 28. September wurde ein Fenster eingeschlagen. Am 2. Oktober wurde die Eingangstür eingeschlagen. Am 3. Oktober wurde das in einem Fenster eingebaute Sicherheitsglas an zwei Stellen durchlöchert. Es sind nicht die ersten Vorfälle dieser Art. Bereits im Juni 2024 wurde die Eingangstür eingeschlagen, im Oktober 2023 wurde eine der großen Schaufensterscheiben beschädigt.

Was weiß man über die Täter?
Die Polizei ermittelt noch in alle Richtungen. Als professionelle Opferhilfe setzen wir uns unermüdlich für Betroffene von Hasskriminalität ein. Darüber hinaus engagieren wir uns gegen Antisemitismus, auch in unseren eigenen Communitys, gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und den radikalen Islamismus. Hinzu kommt, dass sich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft die Drogenszenen treffen, Menschen wie verrückt und laut schreiend durch die Gegend laufen, auch immer wieder uns beleidigen und bedrohen. Wir müssen abwarten, was die polizeilichen Ermittlungen ergeben.

»Wir beobachten, dass Menschen verunsichert sind.«

Homosexuelle werden in jüngster Zeit häufiger an ihren Treffpunkten angegriffen. Zuletzt gab es einen gewalttätigen Raubüberfall im Cruising-Gebiet in Friedrichshain, laut der neuesten Statistik wurde im Jahr 2023 ein Höchststand homofeindlicher Hassverbrechen in Berlin gezählt. Wie wirkt sich das auf die Szene aus? Bleiben die Menschen eher zu Hause im Privaten, macht sich so eine Tendenz schon bemerkbar?
Wir wissen, dass allein die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit das Risiko deutlich erhöht, nur für das, was man ist, beleidigt, angespuckt, bedroht oder angegriffen zu werden. Wir beobachten, dass Menschen verunsichert sind. Wir sehen aber auch viel Einsatz und Engagement. Wir dürfen uns nicht einschüchtern und verdrängen lassen. Wir gehören immer dazu, sind immer Teil einer vielfältigen Gesellschaft. Menschen, die sich gegen Vielfalt äußern, offenbaren totalitäres Denken. Um handlungsfähig zu bleiben und sich zu wehren, ist mehr denn je soziales Engagement, Vernetzung und Solidarität nötig, bereits in der eigenen Nachbarschaft. Auch wenn die Zahlen weiter steigen sollten, kann man sich wehren, beispielsweise durch eine Anzeige und auch eine Kontaktaufnahme mit uns.

Seit 2024 gibt es in Berlin einen »Runden Tisch zum Schutz vor queerfeindlicher Hasskriminalität«, er fordert vom Berliner Senat zum Beispiel mehr Sicherheitspersonal in Bussen und Bahnen, mehr Beratungsangebote für Opfer und die bessere Erfassung von Taten. Was müsste man Ihrer Meinung nach tun?
Es gibt bereits viele erfolgreiche Angebote und qualifizierte Projekte, die jedoch regelmäßig beklagen, dass sie nicht ausreichend unterstützt wurden. Gerade erleben wir, dass solche Maßnahmen auch noch gekürzt werden sollen. Das ist kontraproduktiv.