Emotional am Aktienmarkt
Wenn in den vergangenen Monaten die Aktienkurse bestimmter Firmen in die Höhe schossen, hatten Analysten dafür oft dieselbe Erklärung: den Boom der Kleinanleger. Der Bekleidungseinzelhändler Kohl’s, der Sportkamerahersteller Gopro, die Fastfood-Ketten Krispy Kreme und Wendy’s und wieder mal der Computerspielehändler Gamestop – all diese Marken erzielten, wenn auch oft kurzzeitige, Kursgewinne, weil sie im Internet als Geheimtipp galten.
Als während der Covid-19-Pandemie Amateuranleger massenhaft begannen, mit Aktien zu handeln, hielten das einige noch für einen kurzzeitigen Hype. Doch längst sind Kleinanleger eine feste Größe am Aktienmarkt. Mit Apps wie Trade Republic lassen sich am Smartphone jederzeit Kursentwicklungen verfolgen und Investitionen tätigen. Der Reiz daran ist natürlich zu einem großen Teil das Spekulieren – die meist irrige Hoffnung, mit eigenem Scharfsinn die Profianleger schlagen zu können und große Gewinne einzufahren. Solche auf Spekulation versessene Kleinhändler machen dem Economist zufolge mittlerweile 20 Prozent des gesamten Börsenumsatzes in den USA aus.
Ganze Marktsegmente basieren darauf, älteren, zahlungskräftigen Kunden Produkte anzudrehen, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnern.
Das führt zu affektgesteuerten Kaufentscheidungen, was große Kursschwankungen auslösen kann. Anstatt Unternehmensberichte und Marktanalysen zu studieren, folgen viele nämlich eher Investmentempfehlungen in den sozialen Medien oder Diskussionen auf Reddit-Foren wie »r/wallstreetbets«. Wird da eine Aktie gehypt, kann sich das schnell auf den Kurs auswirken: Sie wird zum meme stock (Meme-Aktie).
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