Der Präzedenzfall ist geschaffen
»Geschichte passiert nicht einfach«, sagte Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Unionsparteien, beim Bundesparteitag seiner CDU am Montag in Berlin, »Geschichte wird geschrieben.« Und womöglich hat er genau das getan, als er dafür sorgte, dass die Unionsfraktion im Bundestag zum ersten Mal gemeinsam mit der AfD stimmte.
Bereits am Mittwoch vergangener Woche hatte die Union dort einen »Fünf-Punkte-Plan« mit »Maßnahmen zur Beendigung der illegalen Migration« als Entschließungsantrag zur Abstimmung gebracht. Am Freitag folgte ein Gesetzentwurf mit ersten Maßnahmen – das »Zustrombegrenzungsgesetz«. In beiden Fällen stand vorher fest, dass weder die Regierungsparteien SPD und Grüne noch die Linkspartei zustimmen würden und somit für eine Mehrheit neben den Stimmen von CDU/CSU und FDP auch die der AfD benötigt würden. Und dass diese zustimmen würde, schien nahezu sicher.
Ebenfalls war klar, dass der Fraktionsvorsitzende der Unionsparteien, Friedrich Merz, mit diesem Vorgehen nicht nur SPD und Grüne, die derzeit wahrscheinlichsten Koalitionspartner nach der kommenden Bundestagswahl, brüskieren würde, sondern auch heftige mediale Kritik zu erwarten hätte. Schließlich hatte er selbst bis zuletzt mit markigen Worten versprochen, es werde keine Zusammenarbeit mit der AfD geben: »Wenn die Brandmauer bröckelt, ist die Existenz der CDU im Kern gefährdet«, warnte Merz noch Mitte Januar.
Im Bundestag sprach Merz von »täglich stattfindenden Gruppenvergewaltigungen aus dem Milieu der Asylbewerber heraus«.
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