»Die erste Veranstaltung fand unter Polizeischutz statt«
Werden Sie immer noch angefeindet?
Leider ja. Als das mit dem Boykott begann, dachten wir, das legt sich nach ein paar Wochen wieder. Aber dem war nicht so – wir sind fast bankrottgegangen. Nun hat es nicht mehr die Intensität wie voriges Jahr, aber es geht immer noch weiter. Früher hatten wir über Jahre eine Google-Bewertung von 4,9 von fünf Sternen. Mit Beginn der Boykott-Kampagne wurden die Bewertungen sehr schlecht, waren auch immer wieder beleidigend und antisemitisch. Dagegen vorzugehen, hat viel Geld und Nerven gekostet. Die Route von sogenannten Pro-Palästina-Demonstrationen führt auch immer wieder am »Damaskos« vorbei, mit »Boykott«- und »Kindermörder«-Rufen gegen unser Restaurant.
»Für mich sind die ganzen Hetzereien gegen Jüdinnen und Juden Lügen.«
Wie kamen Sie auf die Idee, ein israelisches Restaurant zu eröffnen?
Ich hatte schon lange den Mietvertrag und wollte ursprünglich eine weitere »Damaskos«-Filiale eröffnen. Als die Anfeindungen begannen, haben wir viel Unterstützung von der jüdischen Gemeinde erhalten. Sie haben uns beigestanden und kamen auch als Gäste, haben viele Feste bei uns gefeiert. Arabische Gäste kamen wegen der Boykott-Aufrufe leider kaum mehr, dafür war das Interesse an israelischen Speisen größer und das Restaurant wieder gut besucht. Ich habe in dieser Zeit viele liebe, solidarische Menschen kennengelernt. Für mich sind die ganzen Hetzereien gegen Jüdinnen und Juden Lügen. Ich habe mich mehr mit jüdischer Kultur und Antisemitismus beschäftigt und wollte in meinem Bereich etwas machen.
Was entgegnen Sie Menschen, die es seltsam finden, dass ein syrischer Kurde ein israelisches Restaurant eröffnet?
Ich möchte in all meinen Restaurants einfach Menschen übers Essen zusammenbringen. In Syrien wird man zu Hass auf jüdische Menschen und Israel erzogen, ich möchte da gegensteuern. Die kurdische Community erlebt selbst viele Anfeindungen und ist deshalb häufig etwas sensibler, was Antisemitismus angeht.
Wir haben einen israelischen Koch und beziehen koscheres Fleisch, auch wenn unsere Küche nicht koscher ist. Das »Jaffa« ist nach der israelischen Partnerstadt Freiburgs benannt. Da ich niemandem den Namen streitig machen wollte, habe ich früh Kontakt zum Restaurant »Jaffa Market« in Frankfurt am Main aufgenommen. Sie waren von unserer Idee begeistert, haben uns nach Frankfurt eingeladen und uns nach Kräften unterstützt, sogar Rezepte geteilt. Es gibt also Verbindungen.
»Es kann nicht sein, dass ich wegen eines Gerichts Morddrohungen bekomme.«
Wie läuft das Restaurant bisher?
Sehr gut! Zwar gibt es auch hier Anfeindungen und wir hatten schon ein paar schlechte Google-Bewertungen, bevor wir überhaupt eröffnet hatten. Die erste Veranstaltung hat unter Polizeischutz stattgefunden, als wir Ende Dezember mit der Israelitischen Gemeinde Chanukka gefeiert haben. Aber seit der offiziellen Eröffnung am 15. Januar sind wir konstant ausgebucht. Ich habe 20 Jahre Gastronomieerfahrung in dieses Restaurant gesteckt und freue mich, dass es so gut ankommt.
Als die Boykott-Kampagne begann, haben Sie gesagt, dass Sie nichts mit Politik am Hut haben – ist dem immer noch so?
Ich kenne mich mit dem Politischen nicht aus, aber mit dem Menschlichen. Was wir erlebt haben, ist katastrophal und tut mir im Herzen weh. Ich wollte mit dieser Sache nicht überregional bekannt werden, für mich zählt das Regionale. Aber es kann nicht sein, dass ich wegen eines Gerichts Morddrohungen bekomme.