30.01.2025
Die Tarnfarbe des Angsthasen

Tarnung ist nicht alles

Der Angsthase wurde zum Tier des Jahres 2025 gekürt. Was das über seine Art der Tarnung aussagt - und was das mit Coco zu tun hat.

Als Coco klein war, war sie schokobraun, mit einer weißen Blässe und weißen Pfötchen. In den folgenden Jahren wechselte der Hund die Fellfarbe regelmäßig, bis sich ein undefinierbares Graubraun durchsetzte, welches den Vorteil hat, dass man den Schmutz darauf kaum sieht. Der Schmutz ist gut getarnt, kann man sagen. Es wäre Coco aber auch egal, wenn man den Schmutz sähe, denn Scham kennt sie nicht. Und damit liegt sie im Trend.

Während Elon Musk neulich mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel ein vielbeachtetes Live-Gespräch auf seiner Plattform X führte, metzelte er im Internet im Fantasy-Action-Rollenspiel »Path of Exile« unzählige Gegner nieder. Also, er »zockte« ein düsteres und brutales Ballerspiel zu derselben Zeit, da er mit Alice Weidel sprach.

Andere Tiere der Eiszeit wie das Mammut oder das Wollnashorn sind längst ausgestorben, der Alpenangsthase aber, der ist immer noch da.

Nun wurde der Verdacht laut, dass er gar nicht selbst spielt, sondern einen Profi-Gamer dafür bezahlt, auf seinem Account zu zocken, und zwar auf einem Niveau, das ihn sogar auf Platz zwölf der weltweiten Rangliste des Games gebracht hat. Musk soll ein »Cheater« sein, heißt es in der Gamer-Szene jetzt. Dabei ist das natürlich nicht bewiesen. Er könnte ja auch selbst gespielt haben und jemand anderes könnte währenddessen das Gespräch mit Weidel geführt haben.

Zu sehen war er dabei ja nicht, nur seine Stimme war zu hören. So oder so stellt sich die Frage: Hat er denn gar keine Angst, erwischt zu werden? Will er zeigen, wie mächtig er ist und dass er sich daher alles erlauben kann, oder ist er so naiv, dass er nicht einmal merkt, wie er sich blamiert, oder so schamlos, dass es ihm wirklich egal ist? Auch alles zusammen ist denkbar und nicht unwahrscheinlich. Wir leben in schamlosen Zeiten.

Ein bisschen Furcht schadet nicht 

Sich vor dieser Zeit und dem, was da noch kommen mag, zu fürchten, ist ein vernünftiger Reflex. Da passt es gut, dass zum Tier des Jahres 2025 der Angsthase gekürt wurde. Kein Witz! So lautet sein wissenschaftlicher Name, Lepus timidus, ins Deutsche übersetzt. Der Alpenschneehase heißt nicht umsonst so. Er scheut das Tageslicht und tarnt sich zudem, so gut er kann.

Aus Angst, von Adlern oder Füchsen gefressen zu werden, wechselt er seine Fellfarbe im Winter und wird dann komplett weiß. Es gibt dabei nur ein Problem: Das nutzt ihm nichts, wenn der Schnee ausbleibt – im Gegenteil. Dann sitzt er da, weiß leuchtend wie auf einem Präsentierteller in der grünen oder braunen Landschaft. Damals in der Eiszeit war der Hase mit seiner Strategie sehr erfolgreich, doch heute wird ihm seine einstige Tarnung zum Verhängnis.

Angst erweist sich so als schlechter Ratgeber. Farbe bekennen, auch wenn man dafür etwas riskieren muss! Andererseits sind andere Tiere der Eiszeit wie das Mammut oder das Wollnashorn längst ausgestorben, der Alpenangsthase aber, der ist immer noch da. Ein bisschen Furcht schadet also offenbar nicht und steht daher sicher auch dem Vernünftigen gut zu Gesicht in diesen Zeiten.