Alle Jahre wieder: Feedback!
Zu einer guten Freundschaft gehört immer auch, dass man sich Rückmeldung, auch feedback genannt, geben kann. Und zum Feedback gehört ebenso, dass man das Gesagte nicht immer hören möchte; einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, muss man ja erst mal aushalten. Das passende Outfit, der neue Schwarm, die fünfte Flugreise in diesem Jahr: Zu allem gibt es eine Meinung. Wer sie ungefragt kundtut, läuft Gefahr, sich damit unbeliebt zu machen. Meine Freundinnen geben dennoch zu allem ihren Senf dazu. Sie dürfen das auch, denn es sind ja Freundinnen und man verzeiht sich auch mal die eine oder andere fiese Bemerkung. Und das Schöne am Feedback ist ja, dass man es auch einfach ignorieren kann.
Einer kürzlich veröffentlichten »Studie zur Feedbackkultur« zufolge sind die meisten Unternehmen mit sich ganz zufrieden. Wie das die Mitarbeiter:innen sehen, wird gar nicht erst abgefragt.
Bei der Arbeit verhält es sich anders. Da führt man das jährliche Feedbackgespräch, um besser, reibungsärmer und effizienter zu arbeiten. Natürlich auch alles voll locker. »Also, wie läuft’s so bei dir?« fragt der Chef, als würde er nach dem Wetter fragen. Man weiß natürlich sofort, dass es sich um eine Fangfrage handelt. Was antwortet man da? »Alles gut«? Oder kommt das zu unkritisch rüber? »Na ja, es geht so«? Klingt, als hätte man die letzten zwei Monate mit einem Bein im Büro und dem anderen auf dem Sofa verbracht. Also besser: »Es läuft.«
Feedback kann häufig auch als Instrument der Machtdemonstration gebraucht werden. Mein lehrreichstes Feedback gab mein Vorgesetzter bei einer Nichtregierungsorganisation, für die ich irgendwas mit Kommunikation machte. Es ging um einen Präsentationstext, den ich geschrieben hatte.
Besagter Vorgesetzter bat mich zum Feedbackgespräch und machte direkt einen Gegenvorschlag zum Text. Dann verteilte er beide Texte anonymisiert an alle Kolleg:innen. Die sollten den besseren auswählen. Basisdemokratisches Feedback also. Und was soll ich sagen: Die Wahl verlief einstimmig. Er konnte nicht auf Gefälligkeiten hoffen. Sein Text war auch tatsächlich kacke! Am Ende wurde übrigens keiner der beiden Texte verwendet. Lektion gelernt?
Feedback des Feedbacks
Der kürzlich veröffentlichten »Studie zur Feedbackkultur« der Webseite persoblogger.de zufolge sind die meisten Unternehmen mit sich übrigens ganz zufrieden. Wie das die Mitarbeiter:innen sehen, wird gar nicht erst abgefragt. 43 Prozent der Personalleiter:innen in Unternehmen schätzen ihre »Feedbackkultur« als positiv oder sehr positiv ein. 48 Prozent äußern sich neutral. Nur acht Prozent sind damit nicht zufrieden und ein Prozent bewerten die eigene Kultur als sehr negativ.
Vielleicht sollte man mal ein Feedback des Feedbacks einführen, so ein dialektisches Instrument, mit dem alle so lange beschäftigt werden, bis sie für die eigentliche Lohnarbeit weder Zeit noch Nerven übrig haben. Wäre das nicht total subversiv?