28.11.2024
Ein chinesisches Gericht entschädigt Transfrau wegen »Behandlung« mit Elektroschocks

Erfolg für Trans-Personen

Als erste Trans-Person in China gewann die 28jährige Ling’er (ihr Name ist ein Pseudonym) am 31. Oktober einen Rechtsstreit gegen das Krankenhaus, das sie wegen ihrer Geschlechtsidentität Elektroschocks aus­gesetzt hatte. Sie erhält Schmerzensgeld in Höhe von 60.000 Yuan (umgerechnet rund 7.900 Euro).

»Jedes Mal, wenn ich mich der Behandlung unterzog, fiel ich in Ohnmacht«, sagte Ling’er dem Guardian. Die Ärzte setzten die Performance-Künstlerin dem Bericht zufolge in einem Zeitraum von 97 Tagen sieben Sitzungen mit schweren Stromstößen aus, während sie ans Bett gefesselt war. Um sie »zu korrigieren«, wie Ling’er die Ärzte zitiert. Davon habe sie anhaltende Herzprobleme bekommen. Zugestimmt habe sie der »Behandlung« nicht.

Zwar gilt Homosexualität seit 2001 in China nicht mehr offiziell als psychische Störung, und eine solche gegen den Willen einer Person zu behandeln, ist nach chinesischem Gesetz nur dann erlaubt, wenn sie eine Bedrohung für sich selbst oder andere darstellt. Ärzte führen aber sogenannte Konversionspraktiken mit genau dieser Begründung weiterhin durch.

Angefangen hatte alles damit, dass sie sich vor ihren Eltern im Jahr 2021 als transgender outete. Ihre Eltern seien »sehr ablehnend« gegen ihre Geschlechts­identität gewesen, sagt Ling’er, und »hatten das Gefühl, dass ich psychisch nicht stabil war. Also schickten sie mich in eine psychiatrische Klinik.« Im Juli 2022 diagnostizierten Ärzte ihr dort eine »Angststörung« und, obwohl sich Ling’er als hetero definiert, eine »diskordante sexuelle Orientierung«, also Homosexualität.

Zwar gilt die seit 2001 in China nicht mehr offiziell als psychische Störung, und eine solche gegen den Willen einer Person zu behandeln, ist nach chinesischem Gesetz nur dann erlaubt, wenn sie eine Bedrohung für sich selbst oder andere darstellt. Ärzte führen aber sogenannte Konversionspraktiken mit genau dieser Begründung weiterhin durch. Ling’ers Arzt hatte behauptete, dass ihre Geschlechts­identität ein Risiko für die Sicherheit ihrer Eltern darstelle; und zwar insofern, als diese sich deshalb umbringen könnten, wie es in chinesischen Medien hieß. Eine Studie von 2019 ergab, dass jeder fünfte Transgender-Jugendliche in China berichtete, von seinen Eltern zu Konversionspraktiken gezwungen worden zu sein.