Gesundheit, Männer!
Was die Welt Michail Gorbatschow zu verdanken hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Aber an eines denkt da gewiss niemand: den Weltmännertag, der jedes Jahr am 3. November begangen wird. Einst hat die Universität Wien ihn ins Leben gerufen und Gorbatschow war der Schirmherr. Der Tag, nicht zu verwechseln mit dem Internationalen Männertag (der wird am 19. November begangen) und schon gar nicht mit dem Herren- oder Vatertag, soll die Gesundheit der Männer dieser Welt in den Mittelpunkt rücken beziehungsweise vor allem ein Appell zur Gesundheitsvorsorge sein.
Denn Männer »sind so verletzlich«, das weiß man schon von Herbert Grönemeyer. Und das auch: »Männer krieg’n Herzinfarkt.« Und zwar häufiger als Frauen. Aber: Dafür überleben Männer ihn auch öfter.
Frauen leben länger als Männer, und zwar fünf Jahre im Durchschnitt – und das ist nicht nur in Deutschland so, sondern nahezu überall auf der Welt ähnlich.
Alles in allem jedoch kann man sagen, dass Frauen länger leben als Männer, und zwar fünf Jahre im Durchschnitt – und das ist nicht nur in Deutschland so, sondern nahezu überall auf der Welt ähnlich. Fünf Jahre – das ist nicht wenig, da ist es nur eine Frage der Zeit, bis einem gewieften Politiker einfällt, dass Frauen mehr in die Rentenkasse einzahlen müssten als Männer. Oder, da sie einen größeren CO2-Fußabdruck hinterlassen, mehr Steuern zahlen sollten. Das ist aber sicherlich nicht, was Gorbatschow bezweckt hat.
Warum leben Frauen länger? Weil sie sich gesünder ernähren, sich mehr um ihre Gesundheit kümmern, weniger rauchen und saufen? Weil sie statistisch gesehen weniger der Lohnarbeit nachgehen, seltener in den Krieg ziehen, weniger riskanten Quatsch machen? Da mag etwas dran sein, denn der Unterschied zwischen den Geschlechtern in Sachen Lebenserwartung nimmt weltweit ab, was sich wohl nur auf gesellschaftliche Faktoren zurückführen lässt.
Geringe Bedeutung der Männchen
Doch dass es auch biologische Ursachen gibt, lässt sich nicht bestreiten, selbst für eingefleischteste Poststrukturalisten nicht. Denn auch bei Hunden wie Coco ist es so: Weibliche Hunde leben im Durchschnitt länger als Rüden, und zwar um drei Monate. In Menschenjahre umgerechnet wären das immerhin 1,75 Jahre. (Coco ist ein Weibchen – zum Glück!) Studien haben gezeigt, dass bei einem Großteil der Säugetierarten die weiblichen Tiere älter werden.
Dass die Biologie Weibchen bevorzugt, wäre nicht ganz unverständlich angesichts der geringen Bedeutung der Männchen, die zur Arterhaltung häufig nicht viel mehr beitragen als ihre Spermien. Dafür spricht auch: Bei den Vögeln ist es anders, da leben oft die Männchen länger und gerade bei den Vögeln kümmern diese sich auch meistens mit um den Nachwuchs. Ob es hier einen Zusammenhang gibt, weiß ich nicht. Forscher vermuten eher, es liege an den Geschlechtschromosomen der Vögel.
Jedenfalls, der Weltmännertag ist nicht das einzige Ereignis im November, das sich der Männergesundheit widmet, sondern es ist auch der Monat, in dem man sich einen Schnurrbart wachsen lassen soll, um auf Vorsorgemaßnahmen für Männer aufmerksam zu machen – eine merkwürdige Idee, die 2003 unter dem Stichwort »Movember« in Australien aufkam. Hier können aber nun wirklich keine Tiere mitmachen.